Zwiegespräch
Vor ihr liegt aufgeschlagen das Buch aller Bücher, diskutiert, umstritten dahin gehend was ist Wahrheit, was ist Fiktion. Oder klarer noch ausgedrückt, was will der moderne Mensch im Heute glauben, und was nicht. Wie gestaltet er sein Leben mit oder ohne das Göttliche. Es gibt immer wieder Fragen die sie interessieren und beschäftigen. Sie hat ja Zeit, viel Zeit. Es gibt keinen Stressfaktor bei ihr mehr und das ist wunderbar. Vor Allem hat sie gelernt, und lernen müssen, die Dinge des Lebens ruhiger anzugehen. Sie muss sich selbst eingestehen, lange genug hatte sie damit ihren Kampf und ihre Sorgen gehabt. Sie hat erkennen müssen, Gelassenheit ist nicht gleich Oberflächlichkeit, sinniert sie weiter.
Sie liest noch etwas aus der Schöpfungsgeschichte. Und Gott sprach: Es werde Licht…
Ja, denkt sie so für sich: Es werde Licht, Licht in vielerlei Hinsicht für uns Alle, und Eines noch besonders hell leuchtend für den Frieden der Welt.
Samstagabend Mitte Juni.
Ein heißer Sommertag neigt sich dem Ende zu. Sie sitzt draußen auf ihrer geliebten Terrasse, auf ihrem weißen bequemen Stuhl. An der Wand, am Gitter rankt sich die blaue großblumige Clematis. Müde? Nein, sie würde mit Stan sagen: Es ist eine jener Nächte, wo man nicht schlafen geht oder kann, nur Stan spricht von der ewigen Stadt „Rom“ in seinem Roman. Die kleine Kerze flackert, der letzte Schluck Rotwein funkelt noch im Glas. Stan Marlow, sie erinnert sich noch an die Lesung seines Erstlingswerkes „Verfluchte Versuchung“ das er im Jahre 2001 meisterhaft vollendete. Sie durfte damals mit ihrem Mann an diesem besonderen Abend teilnehmen. Als der Schriftsteller kam, sprach er überraschend folgendes: Um ihnen einen besonderen Kunstgenuss zu bereiten, lese ich nicht selbst sondern Dr. Axel Turrau, und es war First Klass! Er, der Autor, verzichtete auf die erste Lesung. Das hätte wohl kaum ein Anderer gebracht. Wir haben ihn bewundert ob dieser Art. Sie gibt für sich selbst zu, sie mag ihn und seine Schreibweise.
Im Jahre 2006, im Amicus-Verlag, gab es die 4. Auflage von seinem Roman, an den Stoff, an den sich nur wenige Schriftsteller wagen, so der Oberlausitzer Kurier. Gibt es wohl irgendwann eine neue Auflage?
Sie selbst liest immer mal wieder in seinem Werk. Es ist voller Metapher, geschrieben in einer niveauvollen Sprache, und der Stoff, der Inhalt, ist unvergänglich. Es ist die Vergangenheit, spiegelt unsere Gesellschaft der Gegenwart wieder und ich glaube, es ist in der Zukunft noch genau so aktuell. Macht, Gier und Ruhm sind für viele Menschen verlockend und erstrebenswert, wenn nur das Gewissen nicht wäre. So ein Gewissen was man nicht sieht denkt sie, dass man sich leisten kann und will, oder auch nicht. Überflüssig ist es wie ein Blinddarm, so der Text im Roman. Sie grübelt für sich hin, klar, was ist man, was möchte man gerne sein, in welchem Feld würde man so gerne mit spielen? Bei welchem Grad der Versuchung kann gerade noch nachgegeben werden ohne dass daraus Sucht entsteht? Sie überlegt und glaubt, dass das schwer vorher zu sagen ist.
Sie überdenkt noch einmal ihren gelebten Tag. Ihren wunderbaren Morgen Spaziergang, wenn es auch immer wieder die gleiche Strecke ist, am Ufer der Saale entlang. Das Laufen fällt schwer, aber es muss probiert werden. Nachlassen darf keine Option sein. Das Laub der Büsche und Bäume sieht kräftig aus. Die Blüten der Linden stehen dicht bei dicht und der Duft erst! Nur Bienen hat sie keine bemerkt. Sie fehlten im Bild. Früher hatten sie die Blüten zu einem wohlschmeckenden Tee gesammelt.
Das Vogelkonzert ist klasse und recht vielstimmig, empfindet sie. Auf ihrer Bank kurz ausruhend, sah sie den verschiedensten Sängern zu die sich ihr Frühstück pickten. Die diesjährige Brut ist flügge. Große Bäume sowie dicht belaubte Büsche stehen am Ufer und in den Saale Auen. Darunter entdeckte sie auch erstmalig die Jungen vom Specht, sie waren wunderschön anzusehen.
Die Zeiger der Uhr stehen bereits auf der 10. Stunde. Immer mehr Spaziergänger und Jogger
beleben das Bild. Die Sonnenstrahlen sind bereits aggressiv. Sie muss zurück, sie hat ihr selbst erstelltes Laufsoll erfüllt und ist glücklich. Wie sagt ihr Sohn doch immer zu ihr, Mutter versuche nur noch positiv zu denken. Du weißt, alles andere hilft nichts. Im Stillen für sich selbst, stimmt sie dem vorbehaltlos zu.
Mit lieben Grüssen Stan Marlow. Vergessen Sie das Schreiben nicht für uns, Ihren Fans.
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