In meiner Kindheit legte meine Mutter großen Wert darauf, daß ich nur “gute Kinderliteratur” las. Alles, was sichunterhalb von Theodor Storm, Adalbert Stifter oder Erich Kästner befand, war verboten. Erst mit ca. 14.Jahrendurfte ich meine Bücher ohne “Zensur” selbst aussuchen!Aber Kinder finden doch meist einen Weg, Verbotenes zu umgehen. Meine Freundin hatte eine großeSchwester, die alle Bände von “Nesthäkchen” und “Trotzköpfchen” besaß. So las ich auch diese Bücherund war damals ganz gefesselt davon.Eines Tages wurde ich bei dieser Lektüre von meiner Mutter ertappt. Ärgerlich nahm sie mir das geradegelesene Buch weg und riß es mitten durch!!! Erst einen Moment zu spät fiel ihr ein, daß es ja gar nicht mirgehören konnte. Das Ende vom Lied war, daß wir einen “Bettelbrief” an unsere Verwandten in Lübeckschreiben mußten, um das Buch zu ersetzen, denn hier in der DDR gab es das nicht.Noch heute fällt mir diese Episode oft ein, wenn ich ein neues Buch zur Hand nehme.
Anmerkung: geschrieben von Sonne