Wohin gehst du – Deutschland?
Wie fühlst du dich, wenn du die nicht endenwollenden Flüchtlings Ströme empfängst die einer kleinen Völkerwanderung gleichen? Wird die Kraft deines Volkes ausreichen um diese Mission erfolgreich zu lösen und zu beenden? Um all´ den Hoffnungen der Menschen, die die wahnsinnigen beschwerlichen Wege auf sich genommen haben, um diesen gerecht zu werden? Wo ist Europa? Wo der Zusammenhalt in dieser Not? - „Was ist der Mensch“ Immer wieder ist es der Mensch der den Menschen bedroht, jagt, und nicht lernt aus den Fehlern der Geschichte, sowie der jüngsten Vergangenheit! Es ist nicht deine Aufgabe allein! Wir wissen es. Und trotzdem, Deutschland wir müssen den Kampf noch einmal aufnehmen, wir müssen der besonderen Lage der Gegenwart Herr werden. Wenn es eine Vision für all die Menschen bleibt, wird es dunkel im Land! Das ist meine Meinung, Jahrgang 1936.
Mein Land, erinnere dich an das Ende der Kriege. Beide gingen verloren. Unsere Eltern haben uns davon berichtet. Berichtet über die Folgen danach, die Hungerjahre, die Arbeitslosigkeit, usw. Es war ihre Kindheit und Jugend. Geschrieben in den Geschichtsbüchern mit all dem Drum und Dran. Daraus gelernt, wozu. Doch die Kraft und die Liebe deines Volkes haben dich wieder aufgebaut.
Die Ära „Hitler“, die ich erlebte, brachte dir den nächsten Krieg. Die Generation Kinder davon, von 1930 bis 1945, nennt man die Vergessenen. Sie kennen keine Pubertät, keine Party, kein schönes Anziehen, Kosmetik, all` das, was zu einem Heranwachsenden dazu gehört, all` die bunten Träume und Berufswünsche. Sie standen am Ende des Krieges mit ihren Müttern vor einem zerstörten Land, du warst ein einziges Trümmerfeld. Wieder packte dein Volk an. Oft voller Verzweiflung und Wut. Dürr von Gestalt, der Hunger war ständiger Gast. Die Kraft Deines Volkes hat es geschafft. Wenn auch am Anfang ein geteiltes Land, in Ost und West, so feierten wir in diesem Jahr bereits 25 Jahre der Wiedervereinigung der beiden Landeshälften. Und nun dieses! Wird die Kraft deines Volkes noch einmal ausreichen um des Friedens willen, den wir Menschen gebrauchen wie die Luft zum atmen?
Vieles ist machbar, überwindbar
Nach Kriegsende, 1945, wurde unser Land von den Alliierten geteilt. Wir gehörten zu der „russischen Zone“. Was wussten wir schon was das heißt. Es war Frieden. Wir konnten ihn förmlich spüren. Ruhe! Keine Sirenen die den Anflug der schweren Bomberverbände mit ihren Lasten ankündigten und warnten. Luftschutzkeller, oder was sonst noch war. Wir sollten Schlafen, und konnten es lange nicht. Noch heute erinnere ich mich an den besonderen Sound der Bomber mit ihren Lasten. Es klang anders, wenn sie ihre Aufgabe erfüllt hatten. Wir konnten etwas später wieder ruhig den Weg zur Schule gehen. Es kamen keine Tiefflieger mit den bekannten Bordkanonen, die auf Frauen und uns Kinder schossen.
Männer gab es nicht. – Ich kann die Flüchtigen gut verstehen. Die ganze menschliche Skala, von Hoffnung, Mut, Verzweiflung, Wut, Auflehnung, Gleichgültigkeit nach dem Motto: Lauf, lauf, hasst du heute nicht die Kraft allein zu entscheiden, schließ dich an. In der Gemeinschaft trägt sich so Manches.
Später in der Schule kamen wir in Kontakt mit unseren Flüchtlingen, Ostpreußen, Schlesier usw. Wir lernten, und sie fanden alle einen Platz und eine neues zu Hause. Wahrlich, wir sind geübt im Helfen. Nur deine Landfläche müsste größer sein.
Der „Westen“ blieb in seiner Struktur konstant, so denke ich heute. Im ersten Friedensjahr, im Osten tauchte die Parole auf: Nie wieder Krieg, damit keine Mutter mehr um ihren Sohn weinen muss. Selbst wir Kinder fanden diese Parole gut, wir stimmten zu, denn wir haben unsere Mütter nachts weinen gehört. Am Tag war keine Zeit. Da waren sie Trümmerfrauen, die den Schutt wegräumten, die die Kinder trösteten, die versuchten, etwas Essbares neben bei zu finden. Ab und zu kamen die ersten ehemaligen Soldaten zurück. Meistens waren es die Kriegsversehrten. Es spielte keine Rolle. Sie waren da. Es waren die Ehemänner, die lange ersehnten Väter. Ein Arm weniger, der Hemdsärmel wurde hochgesteckt, damit er nicht flatterte. Wir Kinder sahen dass so, wie wir von unserer Umwelt geprägt waren. Unser Vater war 1938 beim Arbeitsdienst, wurde 1939 Soldat, und 1944 im Juli gefallen, sowie die Meisten dieser Jahrgänge. Die Kinder davon hätten sie dringend gebraucht! Auch wir fragten: warum kommt er nicht nach Hause. Wir nehmen ihn auch mit einem Arm.
Werden wir dem Flüchtlingsstrom die ersehnte Hilfe geben können? Ich denke an die Mütter mit ihren Kindern! Er reißt nicht ab. Ich glaube, langsam hat die „Welt“ verstanden, dass das ein Internationales Problem ist, ohne wenn und aber. Hilfe, Mitleid, Verständnis, Gleichgültigkeit, Vernichtung, was der nächste Tag wohl bringt?
Das Bild der späteren DDR, die aus der Russischen Zone hervor ging, hat sich bekanntlich mehr als gewandelt und das ist bekannt. Es gab wieder eine Armee, den sogenannten kalten Krieg, die große Flucht der DDR- Bürger nach dem Westen unseres Landes und die berühmt berüchtigte „Stasi“, ohne Kommentar, weltbekannt. Wehe dem, wer in ihr Blickfeld geriet.
Ich siedelte mit meiner Familie in den 70ziger Jahren illegal in den Westen.
Eines möchte ich noch vermerken: Uns Kindern hat man immer wieder die Bilder aus den Konzentrationslagern gezeigt, wir waren Schuld und die Verbrecher. Ich weiß, ich habe sie wieder und wieder betrachtet, konnte es nicht verstehen, und wir haben im Unterricht wiederholt darüber gesprochen. Unsere Väter waren Soldaten, sie dienten ihrem Land, waren keine Henker. Wir Kinder wuchsen heran unter dem Motto: Frag nicht, verrichte deine Arbeit die getan werden muss, ob du willst, kannst, sie verstehst, du musst. Es gibt immer noch Dinge, die unmöglicher sind! Wir haben unser Leben gemeistert. Für unsere eigenen Kinder mitunter schwer verständlich. Ist so, geht schon, schaffen wir!
Deutschland, packen wir das Flüchtlings Problem mit aller Kraft, die dein Volk noch hat an, nicht zuletzt um der Kinder willen, um für Alle den Frieden zu wahren und die Würde des Menschen!