Grübelei - ohne Antwort

  • Grübelei – ohne Antwort

    doch sie glaubt, dass ihre Geschichte unter die Rubrik „ zwischen Himmel und Erde“, das nicht Erklärbare, gehört.
    Sie steht vor dem reichhaltigen Frühstücksbüfett im Hotel „Prinz Eugen“ in Dresden wohl schon eine auffällig gewordene Zeit mit einen Teller in der Hand. Sie merkt es nicht. Wie durch einen durchsichtigen Schleier sieht sie sich selbst stehen. Was sollte sie hier?
    Es war ja die Hochzeitsgesellschaft ihres Sohnes. Die Trauung fand tags zuvor in der Kirche von Dresden- Pillnitz statt, gefeiert wurde in der Orangerie mit all den Herrlichkeiten im Umfeld dieser historischen Stätte.

    Mutter, was ist mit dir? Sie legte etwas auf den Teller und führte sie in den Garten, wo schon gedeckt war. Vor ihr stand ihre Tochter. Ich weiß nicht was ich will und soll. Es war ihr nicht fremd, durch einige Bildungsreisen und die Betrieblichen ihres Mannes, mit dieser Art Selbstbedienung umzugehen. Aber ja, was war mit ihr? Das einzige was sie trieb, zurück nach Hause. Mitfahrgelegenheit mit ihrem Bruder war gewiss.
    Endlich war es so weit.
    Sie waren die ersten, die den Heimweg antraten. So lag sie bis tags darauf ihr Sohn mit Frau kam um die Hochzeitsrose im Kübel abzuholen. Es war der 10. August, mörderisch heiß.
    Ihr Sohn sah sie an, ihm wurde klar, wie er es auch aussprach: Das Leben seiner Mutter stand auf der Kippe!

    Rückblick: Mutter großartig. Du bist gesund. Alle Laborwerte vom „Jahresscheck“, med. Labor, waren im Normbereich. All ihre Kinder waren froh darüber. Also keine Angst. Vorhandene Schmerzen bringt das Alter mit sich, und dagegen gibt es Medikamente.
    Total realistisch, und Baustellen im Alter von 80 Plus vollkommen normal. Abnutzung!

    Sie war echt zufrieden. Kleid, Hut, Handschuhe eine wundervolle Tasche, Schuhe, usw. alles war perfekt, und die Reisetasche gepackt. Sie wollte dieses bedeutende Fest mit keiner Wimper stören. Sie fühlte sich nicht so wohl, aber sie war nicht krank nur alt. Sie lief am Morgen wie gewohnt den Uferweg entlang. Später holte sie noch beim Konditor den Rührkuchen, denn am Donnerstagnachmittag kam ihre Tochter aus dem Stuttgarter Raum. Etwas müde aber froh und glücklich ruhte sie noch etwas aus. Sie wollte am Abend mit ihrer Tochter Essen gehen. Jedoch das erste was diese sagte: Mutter in welch desolaten Zustand bist du denn. Sie war über diese Feststellung erstaunt. Sie war doch fit, dass hatte sie nicht bemerkt. Stolz sagte sie: Ich habe alles schon fertig gepackt. Später stellte sich die Frage: Wo ist denn das Brot? Es fehlte. Das Einzige, was sie interessierte, war das sie nicht müde wurde und durchhielt Samstag von 6 Uhr bis nachts 24.00Uhr. Sie hat es geschafft. Es war der 8.August, der wärmste Tag des Jahres. Besichtigungen waren nicht möglich für sie. Sie saß auf der Bank ohne den Fluss der Zeit zu bemerken.

    Heute, nach fast 4 Wochen, grübelt sie noch immer über die Frage nach, was war mit ihr? Was soll sie den Bekannten sagen: 4 kg Gewichtsverlust in 5 Tagen bei ausreichender Trinkmenge ist nicht zu verstehen aber auch nicht zu übersehen. Als sie das erste Mal wieder in den Spiegel schaute, sah ihr ein eingefallenes Gesicht mit glanzlosen Augen entgegen. Heute kämpft sie in kleinen Schritten um die verlorene Selbständigkeit wieder zu erlangen und benötigt dazu die Hilfe ihrer Kinder.
    Was war? --- Sie weiß es nicht, kann es nicht erklären. Der Bräutigam: Internist, die Braut Ärztin, keiner hat etwas gesehen die ganze Zeit über. Wie soll sie so etwas erklären?

    Montag besorgten ihre Jungs sofort eine automatische Klimaanlage, konstante Temperatur.

    Sie musste in dem bewussten Zimmer leben. Selbst heute noch wundert sie sich wie mühsam manche Alltäglichkeiten zu verrichten sind, sie, die doch immer fit und der Dreh und Angelpunkt ihrer großen Familie war.

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