Unterdrückte Ängste

  • Unterdrückte Ängste


    Nach Jahren zeichne ich dieses seltsame Erlebnis auf. Zuvor habe ich Freund „Google“ konsultiert, und dort bei „Wikipedia“ fand ich die folgende Erklärung des urmenschlichen
    Gefühls. Angst ist eine grundlegende Emotion, sie hilft uns Gefahren zu erkennen und darauf
    zu reagieren. Also ein Gefühl das lebensrettend sein kann. Auf der anderen Seite lähmt sie uns auch und macht uns krank etc. Wie üblich, plus und minus liegen dicht bei einander.


    Viele Jahre hindurch besuchten wir Lady Sports und absolvierten zweimal monatlich Yoga. Sie war bei Allem meine Nachbarin. Mit der Zeit wurde so etwas wie Freundschaft daraus.


    An einem Sommer Abend nach dem Yoga, bei der üblichen Tasse Tee vor dem nach Hause Weg, erhielten wir noch folgende interessante Information: Zur nächsten uns bekannten Zeit fallen die Übungen aus. Stattdessen kommen zwei ausgebildete Fachkräfte
    und bieten Klang Yoga an, Meditation und Instrumente. Nun, wir Zwei waren dabei.


    Alles verlief nach Plan. Wir erhielten eine kurze Übersicht betreffs Instrumente.
    Der Gong zeigte den Beginn der Übung an.


    Diese tiefe Still zerriss plötzlich ein lauter entsetzlicher Schrei und riss uns aus der Meditation. Meine Nachbarin war verwirrt aufgesprungen. Ich sah, dass einer der Experten bei ihr war. Langsam entspannte sie sich und staunte über sich selbst. Sie war entsetzt über das was passiert war. Die Suche nach der Ursache und dieser Wirkung begannen.


    Unterdrückte Ängste, sie musste weit zurück gehen in vergangener Zeit. Sie gehörte zum Jahrgang 1936. Angst? Nein. Keine Angst, glaube, renne, folge, das wäre die Zusammenfassung des Ganzen aus den prägenden Kinderjahren bis 1945.


    Nun ihr Bericht
    In der Ecke stand ein Mann in einem fremden Anzug und schaute mich an. Es war schon dämmrig. Als er mein Fremdeln bemerkte kamen seine lieben Worte, ich bin es doch. Habe keine Angst, ich muss kurz fortgehen, aber ich bin bald wieder da.


    Krieg. Die Sirenen heulten. Keine Angst. Höre auf den Ton. Langgezogen und jammernd, bedeutet Bomben Angriff. Keine Angst. Nur gehe in den Keller usw. wir lebten in Sachsen. Am Anfang war das Ruhrgebiet Ziel der Bombardements. Im späteren Verlauf, siehe Geschichte, 2. Weltkrieg. Eine Sprengbombe zerstörte zuerst unser Haus, die Brandbombe tat etwas später das ihre dazu. Wir durchwühlten den Schutthaufen mit den anderen einstigen Bewohnern nach noch Brauchbaren. Nur keine Angst, klettern, schauen. Alarm! Wohin? Nur keine Angst, keine Panik. Keller fand sich in der Nähe. Laufe, renne. Du schaffst es mein Schatz. Einige Zeit später. Zu meinem 6. Geburtstag ging mein sehnlichster Wunsch in Erfüllung. Vater bekam kurz Urlaub, Truppen Verlegung. Keine Angst, waren die Worte. Bald bin ich wieder da. Er ist gefallen im Juli 1944.


    Was ist Angst? Wir Kinder jener Generation hatten sie sicherlich, aber wir durften sie nicht kennen. So sehe ich das rückwirkend. Das Ruhrgebiet war zerstört. Nun erklang die Stimme im Radio: Bomberverbände im Anflug auf Sachsen etc. und das waren wir. Dresden brannte. Phosphor in der Elbe brachte sie zum Leuchten. Und die Menschen? Keine Angst. Wir fanden Unterkunft in unsere Stadt. Unterdessen gingen wir gleich angezogen in das Bett, zuletzt blieben auch die Schuhe an. Zeitsparend. Bald brannte auch diese Unterkunft nach einem Angriff durch Bomben mit Phosphor. Mutter: Keine Angst, rennt. Alles was wir noch mit uns schleppten, den Schulranzen auf den Rücken, gefüllt mit einmal Ersatz an Wäsche und ein Paar Schuhe, schmissen wir weg. zu hinderlich, zu schwer. Mutter verlor hierbei die Tasche mit den nötigen Papieren. Nur Weg. Rennen, folgt mir, keine Angst. Wir schafften es damals. Vier Kilometer, immer der Landstraße entlang, den Berg hoch, dort lag unser Garten mit dem Häusel drauf. Es wurde unser Zu Hause, auch wenn wir im Winter glitzernde Wände hatten. Es waren ja nur 12er Mauern. Nur keine Angst, es wird wieder Frühling.
    Durch den Verlust der Papiere stand im Rathaus unserer Stadt eine Registrierung an, auf den Rückweg Alarm. Wir befanden uns bereits auf der Landstraße an deren Seiten Gräben zu den verschiedenen Feldern führten. Sie benutzten wir als Deckung. Nur keine Angst. Der Tiefflieger sah uns trotzdem, und wir ihn. Er schoss nicht. -


    Sie saß nur noch still da. Die Teilnehmer der Gruppe entfernten sich ohne Kommentar und sehr leise.


    Welcher Klang, welcher Ton, welches Instrument den Speicher im Unterbewusstsein gesprengt hat wo die Worte lagerten, wo das Gefühl „keine Angst zu haben“ gespeichert war, konnte nicht mit Gewissheit gesagt werden.

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