Gemeinsam – Zeit - unvergesslich

    • Offizieller Beitrag

    Für sie war es ein Begriff der Moderne. Nun durfte sie es selbst erleben. Donnerstag nach Dienstschluss stand ihr Sohn vor ihr. Morgen, Freitag fahren du und ich in das Erzgebirge in unsere einstige Heimat. Dorthin wo sich die Pyramiden drehen, wo die wundervollen geschnitzten Schwipp bogen stehen und die Parade der Bergmänner zu sehen ist. Glück Auf so ihr Gruß. Meine Familie ist anderweitig unterwegs. Sie freute sich sehr darüber.


    Eine Heimat bleibt wohl immer eine Heimat, denkt sie. Gleich welche Umstände sie zwangen sie zu verlassen. Sie fuhren ihre alt bekannte Strecke über Eibenstock. Von dort aus geht es nur noch bergauf nach Johanngeorgenstadt. Dabei tauchte immer wieder die bekannte Frage auf: weißt du noch Mutter? Langsam tauchten aus dem Garten der Erinnerung die Dinge wieder auf, die dort abgestellt waren. Welch ein wunderbares Gefühl. – Weiter auf der verschneiten Hauptstraße entlang lag links die Sauschwämme, eine beliebte Gaststätte für Wanderer und die vielen Wintergäste, die Ski Fahrer. Gut gepflegt stand sie da, aber schon zwei Jahre geschlossen. Durch Corona blieben die Gäste aus. Ihr Sohn sah sie lächelnd an. Weißt du was, jetzt fahren wir den Weg hoch zum Auersberg, das Berghotel dort oben hat bestimmt geöffnet. Dort hinauf im Winter, alles war ringsum tief verschneit, aber es klappte. Das Hotel war ausgebucht. Trotzdem wurden Wanderer begrüßt und bis sechszehn Uhr mit warmen Speisen und dergleichen, versorgt. Hier war an den Fichten und Tannen kein schneefreies Plätzchen zu sehen. Ihr Sohn hat Fotos von der einmaligen Pracht. Die Schneehaufen schätzte er hundert bis einhundertfünfzig Meter an verschiedenen Stellen. Sie


    fühlte sich sehr gut. Noch nie hatte sie so viel Zeit in Ruhe mit ihrem Sohn. Gemeinsam Zeit, dass ist wundervoll und unvergesslich zugleich. Sehr erstaunt und traurig waren sie Beide über die Erzgebirges Schanze. Sie war gesperrt, sie war nicht mehr gepflegt worden, hier zu gab es kein Geld. Es schneite wieder. Vom Auto aus sah sie den Flocken zu. Dabei tauchten die Bilder ihres damaligen Alltags auf. Die Kinder mussten zur Schule. Die Haustüre ließ sich nicht mehr öffnen, Schnee Verwehungen. Die Buben fuhren mit den Skiern durch das Hausfenster.


    Sie besuchten all die Plätze, die einst ihr Leben mitbestimmten. Es dämmerte bereits. Unzählige Lichter ließen Pyramiden, Schwipp Bogen und Co im festlichen Glanz erstrahlen. Da entdeckten sie links der Straßen Seite die Milchbar mit ihrem Top Angebot: frische Windbeutel mit Kirschen. Also, nichts Anderes als hinein und so einen Beutel bestellt. Sie staunte nicht schlecht über die Größe und Schlagsahnen Füllung. Der Chef erklärte uns, die Bar bestehe seit Neunundfünfzig Jahren. Oh ja, ich kannte diesen Ort. Heute, am Achten Zwölften hat meine Tochter ihren Acht und Fünfzigsten Geburtstag. Hier war der Ort, den ich täglich besuchte. Einen Windbeutel bitte!


    Es schneite. Der aufgekommene Wind spielte mit den Flocken. Sie sahen Beide noch einmal zurück. – Gemeinsam – Zeit – unvergesslich.

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