Extrem gebleichte, über der Erde sichtbare Wurzeln

  • Sylvester in Afrika. Freudig erregt erwarteten wir den Abend.In unseren schwarzen Hosen, weißes kurzärmeliges Hemd mit schwarzer „Fliege“ und dem weißen „Jackett“ sahen wir doch ganz passabel aus. Unsere beiden Mädels, Mia in den lindgrünen Abendkleid, Gisa in ihrem Beigen, waren einfach eine Augenweide. Etwas später bestaunten wir dann die afrikanischen Tänzerinnen. Körper wie Ebenholz bewegten sich im Takt zur Musik. Wir waren mehr als begeistert. Dazu gesellten sich die verschiedenen männlichen „Masken“ und reihten sich rhythmisch ein. Der Sekt war gut gekühlt, ab und zu gab es zwischen durch auch mal ein Mineralwasser, alles passte und wir waren erstaunt, als die 2 Stunden „Folklore“ trotz mehrerer Zugaben schon vorüber waren. Wir hatten ein Stück Afrika erlebt, voller Temperament, Harmonie und Rhythmus, was wir nie wieder vergessen werden. Zu einer dezenten Musik wurden nun nach einander die verschiedenen Speisen aufgetragen, ohne großen Kommentar: Einfach Köstlich! Dazu natürlich die passenden Getränke. Hier möchte ich bemerken: Die Anzahl der gefüllten Gläser, die von uns geleert wurden, ist mir entfallen! – Unsere Stimmung war einfach prächtig. Wir tanzten beschwingt zu internationaler Musik und ließen keinen Tanz aus. Scherze flogen hin zum Nachbartisch. So entstand eine tolle, erweiterte Runde, die in das „Neue Jahr“ hinein feierte mit all den guten Vorsätzen und Wünschen, die ausgesprochen wurden, oder geheim im Innersten verblieben.Ein etwas anderes Kapitel war so gegen Morgen, aber noch im Dunklen, der Nachhause Weg. Wir alle waren der Meinung, die Umgebung habe sich verändert, nur wir nicht! Im Zick zack Kurs gelang es zuerst Gisa mit Helm, die im Untergeschoss wohnten, der Eingang war frontal, in ihre Behausung zu kommen. Mia und Hein wohnten über ihnen. Der Eingang zu ihrem Wohnbereich war durch eine Treppe an der Giebelseite zu erreichen, und unser Hein begriff nicht mehr, dass er die Treppe hoch muss. Mia zog und schob, war er 2 Stufen oben, ging er wieder runter. Bevor ich helfen konnte, sah ich wie von Geisterhand Hein hochgehoben und die Stufen hinauf schwebte. Die Nacht war schwarz, der Afrikaner auch, nur die Worte die er sprach, überzeugten mich nicht zu träumen: Gambia – No Problem! Der Mann für die Sicherheit der Menschen und der Anlage hatte die Situation erkannt und geklärt.Zur Strandwanderung tags darauf, am 1. Januar, kam nur noch Mia. Wir warteten bis gegen Nachmittag, dann zogen wir alleine los und es tat uns beiden gut. Die Luft vom Atlantik her war gerade Wegs recht für „Sylvesterparty Geschädigte“ um den Kopf gar frei zu bekommen. Am Ende entdeckten wir die Fischerhütte ohne Dach, mit einen Küchenabteil und einer Feuerstelle. Der Chefkoch bot seine Spezialitäten an: Lady-Fisch und Jumbo-Fisch, frisch aus dem Atlantik gefangen und mit den Gewürzen aus der Region zubereitet, ein Gedicht. (Die Fischarten sind mir unbekannt) Am 2. 2. reiste die uns bekannte Gruppe nach Hause. Der Abschied war kurz aber herzlich. Auf uns alle wartete das neue Jahr mit allem Guten und all seinen Herausforderungen.3. Januar: Zur verabredeten Zeit kam Tom, der Lehrer. (siehe Gambia Teil 1) Nach einer herzlichen Begrüßung berichtete er, wie von uns gewünscht, kurz aus der Geschichte Gambias. Das Land liegt an der Küste des Atlantischen Ozeans. Weit vor Christus lebten hier schon die Pygmäen von hellbrauner Hautfarbe und Kleinwüchsig, 1.40-1.50 m, man sagt, sie sind die älteste Bevölkerung Afrikas. Sie waren Jäger und Sammler. Später wurden sie sesshaft und sind heute noch in verschiedenen Stämmen und in verschiedenen Staaten präsent.Aus der Überlieferung ist bekannt, dass das Land zwischen dem 9. und 11. Jahrhundert dem Reich Ghana angehörte. Später, nach dem Zerrfall desselben, 13. Jahrhundert, zur Macht des islamisch geprägten Mali- Reiches. Europäische Seefahrer entdeckten Ende des 15. Jahrhunderts diese Küstenregion. Die Portugiesen gründeten die ersten Handelsniederlassungen und die Umschlagsplätze für den Sklavenhandel. Ein sehr großes Interesse zeigten Engländer und Franzosen an der Gambia-Mündung im 16. bis 17. Jahrhundert. Den Briten gelang die dauerhafte Eroberung der „Mündung“ dazu einige Regionen im Senegal. 1815 wurde die Stadt „Bathurst“ gegründet, die heutige Hauptstadt „Banjul, 1843 die britische Kronkolonie ausgerufen.Von ersten Unabhängigkeitsbestrebungen spricht man von Mitte des 20. Jahrhunderts.Ab 1960 heißt es, bekam Gambia mehr innenpolitische Autonomie und wurde 1965 in die Unabhängigkeit entlassen, und ist nun ein eigner Staat. Die Sprache ist englisch. Außerdem gibt es noch mehrere lokale afrikanische Stammessprachen. Tom berichtete weiter: In den 1980ziger Jahren hatte Gambia mit Senegal eine Konföderation gebildet, das führte jedoch zu Putschversuchen 1994 und zu keiner staatlichen Stabilität, deshalb habe man sich wieder getrennt und komme gut voran. No Problem! Wirtschaftlich bekamen wir Hilfe zur Selbsthilfe im Erdnussanbau und den Möglichkeiten zur Verarbeitung der Erdnüsse mit anschließender Vermarktung. Der Tourismus als Erwerb steht erst an 2. Stelle. Besonders Stolz sind wir auf die Hotelfachschule zur Ausbildung von geschultem Personal auf internationaler Ebene. Die Schüler lernen außer dem Englischen, deutsch und französisch. Während der Ausbildung ist ein Semester im Ausland Pflicht. Jetzt war uns einiges klar was das Bedienungspersonal betraf. Tom erklärte uns, das fasst jeder Absolvent danach einen Arbeitsplatz, meist im Ausland, bekommt. Ich konnte mir das sehr gut vorstellen beim betrachten dieser jungen Menschen.Mit dem Auto unterwegsWir mieteten uns einen kleinen Bus und baten Tom dazu, um für unsere kommenden „noch“ Urlaubstage nach dem gewohnten Prinzip „Land und Leute“ kennen zu lernen, gerüstet zu sein. Ohne einen kundigen, verlässlichen Begleiter ist es in diesen Regionen unserer Meinung nach ein Risiko, allein nach Karte oder Beschreibung zu fahren. Die erste Tagesreise führte uns nach „Abuko Nature Reserve“, in ein Naturschutzgebiet von über 100 Hektar. Wir registrierten feucht Gebiete und Trockensavannen, entdeckten Akazien, Gummibäume, Palmen, alte Edelhölzer wie Mahagoni, Sandelholzbäume, verschiedene Arten, die uns völlig unbekannt waren und Regenwald. Ein Stück wundervolle Natur. Durch Tom und seine Erklärungen sahen wir Vieles besser, unverfälschter und bewusster. Großwild, wie Elefanten gibt es in Gambia nicht mehr, aber verschiedene Affenarten, Leoparten, Antilopen, Schakale und wundervolle verschiedene Vogelarten, man spricht vom Vogelparadies.Tiere im Fluss und im Atlantik: Natürlich unzählige Fischarten und alles Mögliche an „Krabbeltieren“. Im Fluss selbst waren Krokodile, Flusspferde und Warane, nicht zu vergessen die „Moskitos“ und „Tsetsefliegen“, wegen der Letzteren ist eine „Malaria-Prophylaxe“ ratsam, ist jedoch nicht Pflicht.Unsere nächsten 2 Fahrten galten den Städten und Ballungszentren Gambias. Zuerst natürlich der Hauptstadt „Banjul“. Ihr Wahrzeichen sowie das des ganzen westafrikanischen Landes ist der „Arch 22“, ein ganz besonderer Triumphbogen mit einem cremfarbenen Anstrich. Tom erklärte uns Einiges dazu, den Anlass und die Geschichte. Dem historischen „Albert Market“, zurück gehend auf das 19. Jahrhundert, galt unser nächster Besuch. Gemächlich schlenderten wir von „Stand zu Stand“. Die Marktfrauen in ihren bunten Kleidern und Kopfbedeckungen saßen meist hinter ihren Waren auf den Boden. Die Menschen schoben sich laut gestikulierend vorwärts. Ab und zu sahen uns große dunkle Kinderaugen fragend an.Beeindruckend waren, wie stets, die Schnitzereien aus den Edelhölzern. Ob Tier oder Menschengesichter, die Züge waren meisterhaft heraus gearbeitet. Etwas später konnten wir in einer Werkstatt beim Schnitzen zusehen. Auf dem Markt findet man alles Erdenkbare. Gute Baumwollstoffe, bunt, in voller Farbenpracht. Handwerklich ist die „Batik“ zu nennen, eine besondere Stoff Bearbeitung und Zierte. Die Gewürze lagen ausgebreitet da, dazu Früchte und so Einiges mehr, alles ergab ein besonderes „Luftgemisch“. – Unaufmerksam verfolgten wir Toms Erklärungen, das war ein sichtbares Zeichen für uns, das eine längere Pause eingelegt werden muss. Wir „landeten“ irgendwo in einem schattigen, kühlen und mit Pflanzen geschmückten großen Raum. Das war einfach herrlich. Zufrieden mit dem Tag und uns selbst kehrten wir später in unsere Clubanlage zurück nicht ohne mit Tom für übermorgen einen neuen Termin zu vereinbaren. Wir wollten nach „Serecunda“, in die größte Stadt Gambias. -Sonne pur und das täglich. Ob wir uns wohl daran gewöhnen könnten? Kein Wölkchen am Himmel, immer hohe Temperaturen. Ich finde, dieses Klima macht träge. Nach der Strandwanderung mit Abkühlung im Atlantik, lagen wir im Liegestuhl, zu faul zum Schwatzen. Das ist tatsächlich eine neue Erfahrung für uns.Tom wartete mit dem kleinen Reisebus auf uns. Wir wollen nach „Serecunda“, in die größte Stadt Gambias. Sie liegt südlich an der Mündung des Flusses Gambia, an der Atlantischen Küste. Das was ich dort am meisten bewunderte, war der 1000 Jahre alte Mahagonibaum, verwachsen, verdickt, mit 3 starken Ästen selbst wie Bäume, die wie Arme in den Himmel ragten, so als würde er sagen, seht her, von Gestalt bin ich nicht mehr schön, aber ich stehe und sah schon so manch Anderen fallen. Wir besuchten auch hier den „Schnitzermarkt“. Im Wesentlichen dasselbe wie in Banjul, zugeschnitten auf uns Touristen. Aber auch hier, durchaus alles sehr gute Arbeiten. Nennenswert finde ich das friedliche und selbstverständliche Nebeneinander der verschiedenen Religionen: Die Moschee der Stadt: Pipeline Mosque, die Methodisten Kirche: Trinity Methodist Church, und dann die römisch katholische Kirche: St. Charles Lwanga Church. Tom meinte: Verschiedene Religionen nebeneinander sind kein Problem. – Hier, in Serecunda, fanden wir auch ein Schreibwarengeschäft und kauften für Toms kleine „Schule“ Hefte, Stifte und Einiges mehr, als Geschenk. Seine Freude darüber war aufrichtig. Er selbst lehnte für sich jegliche Bezahlung ab. – Heute führt uns unser Weg zu den „Salzpflanzen“- zu den „Mangroven“. Sie wachsen und gedeihen im salzigen Brack oder Meerwasser. Es handelt sich um verholzende im Wasser lebende Pflanzen, die sich an das Leben im Gezeitenbereich der warmen Küstenregionen angepasst haben.Sie bilden einen Schutz gegen Küstenerosion und den großen Flutwellen. Tom zeigte uns einen Mangrovenwald mit den „extremen“ gebleichten über der Erde sichtbaren Wurzeln, die die Tiere gern bei ihren Bau mit einbeziehen. In den Kronen des Waldes leben verschiedene Vogelarten. Unser Ziel aber war ein See der von Mangroven niedriger Art, mehr Buschwuchs, umsäumt war. Ein Steg aus Holz führte uns ein Stück weit zu der „Gaststätte“ von „Monika und Peter“ ehe er im See endete. Wir würden heute sagen: Insider Tipp! Total romantisch. Auf den See fuhren 2 kleine Boote. Dazu das Vogelkonzert in den Zweigen der Mangroven.Die Schatten spendende „Hütte“ und das schmackhafte Mittagsmahl dazu, ein heiteres „Geschwätz “ und ein kühler Trank, Mensch, was begehrst du mehr. Bevor es dunkelte, mussten wir auf den Steg zum Auto zurück, und beendeten mit diesem wundervollen, einmaligen Tag unseren Urlaub in Gambia.Der nachfolgende Tag brachte den Abschied von Tom. Mit großem Dank, gegenseitiger Achtung und Anerkennung sowie in Freundschaft trennten wir uns wohl wissend, dass es kein Wiedersehen gibt. Beim abendlichen Umtrunk im Freundeskreis, beim „Bilanzziehen“ über unsere „Sylvesterreise“ waren wir uns einig: Unsere Erwartungen waren erfüllt, wir haben gefeiert und wir durften lernen! – Der Rückflug war reine Routine.


    Anmerkung: geschrieben vom Wanderer

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