Eine unvergessene Skiwanderung

  • Es ist 2. Januar im neuen Jahrzehnt.Klar und sehr kalt ist es selbst noch am späten Vormittag, dagegen kuschelig warm am altenKachelofen mit der Holzbank herum, trotzdem zieht es mich fort.


    Ich liebe die Mittelgebirge mit den meist sanft ansteigenden Hügeln, mit den dichten, dunklen Fichtenwäldern, wo so ab und zu eine Tanne dazwischen steht. Wo im Winter zur Wildfütterung die „Raufen“ mit Heu gefüllt sind, und Kastanien und Eicheln das „Mahl“ ergänzen.Ich habe sie beobachtet, die Jäger und Förster, sie jagen nicht nur, sie sind auch Heger und Pfleger.


    Meine lieben alten, von mir sehr geschätzten Wirtsleute füllten meinen Wanderrucksack auch mit einem Paket voller guten Dinge für die „alte Anna“, deren kleine stabile Hütte mein Wanderziel war .Mit ihr wollte ich den früh hereinbrechenden Winterabend verbringen, und erst am anderen Vormittag zurück laufen.


    Meine Ski standen frisch mit Wachs versehen, bereit. Ein Stück vom Weg war sogar „gespurt“. Es war ein fantastisches fahren. Selbst als die Loipe aufhörte, war ich nicht verunsichert, ich kannte den Weg zwischen den großen Waldstücken.Rechter Hand war die kleine Lichtung mit dem Jägerstand, wovon aus das Wild beobachtetwurde. Am Rand kuschelten die kleinen Bäumchen miteinander. Für das Niederwild ein wunderbares geschütztes Versteck gegen Wind und Kälte und kleine Räuber.Alles strahlte die gleiche Ruhe und Heiterkeit, den gleichen Frieden aus wie im vergangenenSommer, als ich auf „Schusters-Rappen“ hier vorbei kam.


    War es nicht dunkler geworden?


    Irgend Etwas riss mich aus meinen Träumen, aus meinem Erinnern.Auf den schmalen Weg zwischen den jeweils hohen dicht stehenden Fichten fiel nur wenig Licht ein. Ich hatte es schlicht weg versäumt, in die Höhe zu schauen. Dort hätte ich die dunklen mit Schnee gefüllten, tiefen, hängenden Wolken sehen können.-In Sekundenschnelle war ich hell wach!


    Nach einem Schluck heißem Tee, ging die Fahrt im Eiltempo weiter. Ich war mir sicher, mein Wanderziel würde ich in der nächsten Stunde erreichen.Endlich tat sich der Wald auf. Vor mir lag eine große, freie, überschaubare Fläche, tief verschneit, die Feldraine zugeweht.Doch wo waren die mir bekannten Merkmale, die mir sonst den Weg zum Ziel bestätigten? Die Gegend war mir fremd. Eigenartig, hatte ich mich verschätzt, hatte ich durch den hohenSchnee bereits das alte Forstrevier verlassen und war in das angrenzende, mir weniger bekannte gewechselt?Grau verhangen war der Himmel. Es schneite erbarmungslos. Die Sicht fasst Null.


    Da stand ich nun auf meinen „Brettern“!


    Dreh dich einige Male um dich selbst, um einen Anhaltspunkt zu finden, oder um eineRichtung auszumachen, am Ende fühlst du dich nur noch hilflos, und weißt gar nichts mehr.Langsam wurde mir flau im Magen. War es die Angst?Ich begriff, ich hatte mich „verfranzt“!Es wehte und schneite weiter, der Wind hatte noch zugenommen.Jetzt nur nicht müde werden!Es gibt Situationen im Leben die man „irgend wie“ meistert, aber das „Wie“ und „Warum“ es so war und ist , sich selbst nicht erklären kann.Ich danke einfach meinen guten Schutzengel.Nach einer kürzeren Fahrt über das freie Feld tauchte ein wie mir schien, kleineres Waldstück auf. Etwas dahinter eine Kate mit Lichtschimmer, danach weiterer Wald.Darauf fuhr ich zu.Es bestätigte sich, es war nicht mein Ziel, nein, es war nicht „Annas“ zu Hause.


    Ich spürte eine Beklemmung und Müdigkeit in mir. Ich klopfte einfach an.Ich wurde angenommen und durfte bleiben.


    Der Wind weitete sich zum Sturm aus. Ruul, Ruul heulte er durch die Wälder. Die Flocken trieb und wirbelte er vor sich her. Immer wärmer und dichter wurde der weiße Mantel umMutter Erde.


    Tags darauf, gegen Mittag, war der Spuk vorbei.Querfeldein, mit kundiger Begleitung, ging die Wanderung rückwärts zur Hütte von der „alten Anna“, meinem Ziel.


    Anmerkung: geschrieben von Cora

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