"Auf das nie mehr eine Mutter ihren Sohn beweint"

  • „Auf das nie mehr eine Mutter ihren Sohn beweint“ Teil Eins:Propaganda? Einfach nur ein Slogan? Oder sollte dieser Satz tatsächlich ein Wegweiser sein zur Motivierung für unsere kriegsmüde Gesellschaft, so als Ansporn zum Aufbau eines neuen friedvollen, sozial eingestellten Staates? Sollten die „Alten“ die „Erfahrenen“ gezögert haben, meist aus politischen Gründen, wir Jungen, wir waren gleich dabei und das mit Begeisterung. Mein Freund Kurt, genannt: „ Kurtl“ und ich gehören zum Jahrgang 1936, zwei Lausbuben der damaligen Zeit. Ich will eigentlich hier nur erklären, warum wir als junge Generation, so auch ich, diese „Art“ Leitgedanken so vorbehaltlos zustimmten, und das nicht nur Euch, sondern auch mir selbst, da ich ja das Ende des „ Guten “ wie wir Alle, erfahren haben. Bis zur Gründung der „ DDR“, woher dieses Motto stammt, bis zum 7. 10. 1949, vergehen noch einige Jahre. Wie schon gesagt: Ein sinnvolles, einfach zu bejahendes, nützliches Programm für alle Menschen! Keinen Krieg, Freundschaft, Vertrauen, Freiheit, gegenseitige Hilfe, Völkerverständigung, keine Tränen mehr durch Kriegsgeschehen, wer da nicht begeistert ist!Zurück zu „ kriegsmüde“ und das im wahrsten Sinne. Hinter diesem Wort stecken einmal der Krieg und dann auch die schlaflosen Nächte, wir waren so müde, doch die „alte Dudel“(Alarmsignal „Sirene“) ertönte immer öfter so gegen Ende des Jahres 1943. Da hieß es nicht mehr im Radio „feindliche Bomberverbände im Anflug auf das Ruhrgebiet“, das war weit weg, so empfanden wir es als Kinder, da hieß es bereits „ Anflug auf Sachsen und Thüringen“ und das war unser Gebiet. „Tempo aufstehen in volle Rüstung“ rief unsere Mutter, das hieß außer vollständiger Bekleidung den gepackten „Schulranzen“ auf buckeln mit Ersatzschuhe, 1-mal Unterwäsche, kurz dem Nötigsten, wie uns Mutter erklärte. Es könnte sein, meinte sie, dass, wenn wir einmal zurück kommen vom „Felsenkeller“, Schutz bei den Fliegerangriffen, unser Haus nicht mehr steht. Sie sollte später leider recht behalten.Krieg, Luftangriffe: Kurtl und ich belauschten so nebenbei die Gespräche der Erwachsenen, wir hatten Besuch von einem „Fronturlauber“ mit seiner Frau. Natürlich waren die damalige Lage, das Kriegsgeschehen, Siege und Nicht-Siege, aber auch die verschiedenen Waffengattungen Gesprächstoff. Aufmerksam verfolgten wir den Flugzeug -Vergleich, Jäger, usw. vor Allem die „ Bomber“ haben uns Zwei interessiert, deshalb, weil sie unser Land „angriffen“, die wollten wir uns ansehen. Es war noch so am Anfang des Geschehens. Alarm, die Hausbewohner versammelten sich im Kellerraum, so die Vorschrift, wenn keine Zeit mehr verblieb für einen „Schutzkeller“ außerhalb. Kurtl und ich schlüpften noch schnell durch die Haustüre und sahen nach „oben“ woher der unverwechselbare und nie wieder vergessene „Sound “ des kleinen Bomberverbandes, der silbrig glänzend am Himmel entlang zog, zu hören war. Das sie den Tod mit sich führten in Form von Bomben, dass das Zerstörung, Leid und Tränen bedeutete, fiel uns nicht ein, wahr uns in diesem Moment nicht bewusst. Plötzlich wurden wir beide am „ Kragen“ gepackt, der Luftschutzwart brachte uns in den Kellerraum zurück, nicht ohne eine dementsprechende Schelte. Unsere armen Mütter erhielten dafür einen Verweiß für mangelnde Aufsicht! Das Spielen auf der „Straße“ wie „Räuber und Gendarm“ oder „Verstecken“ wurde langsam problematisch, genau so wie der Weg zu unserer Schule. Waren wir dort um zu Lernen, endlich um nachzuholen, erklang die „alte Dudel“ Alarm, die Bomberverbände flogen zwar über uns hinweg, es gab auch „Entwarnung, aber die Aufmerksamkeit war dahin. – Ein neues Projekt wurde in Angriff genommen, wir Buben konnten helfen. Auch in unserer Häuserreihe entstanden die „Kellerdurchbrüche“. Unsere Häuserreihe bestand aus 6 zweistöckigen Häusern, mit einer Erkerwohnung. Die Kellerwände wurden so durchbrochen, dass eine Tunnelstraße entstand, ein besserer „Fluchtweg“ in Gefahr, nicht nur zur Beruhigung. Durch diese Gasse sind bei dem Angriff, wo auch unser Haus mit getroffen wurde, zwei junge Frauen mit Säuglingen geflüchtet. Es gab viele sichtbare und noch mehr unsichtbar geweinte Tränen. Die der Mütter waren die des Nachts. Unterdessen veränderte sich die „Front“. Rückzug! Die „Behördenbriefe “ gefallen irgendwo, gebettet in fremde Erde, nahmen zu. Unsere Mütter trugen „Schwarz“ oder den schwarzen „Trauerflor“ als Armbinde. Trotzdem gab es auch so ab und an zu lachen, Zeit zum Spielen, Zeit zum Liebhaben und zum Kuscheln. 1944 bekamen wir den bewussten Brief. Es war August, Sommer! Mutter weinte hemmungslos, aber nur zuerst. Dann sagte sie: Kinder, das kann nur ein Irrtum sein, Vati kommt wieder. So blieb es bis die letzten Gefangenen, die letzten „Heimkehrer“ eintrafen. Was haben diese Frauen alles befragt: Karten, Pendel, usw. Heute kann ich es noch viel besser verstehen, junge Frauen und Männer, aber auch die Mütter der „Draußen Gebliebenen“! Was haben sie gelitten, überwunden, besser überwinden müssen, tagsüber mutig und unverdrossen, des Nachts in die Kissen leise geweint, die Kindersollten es nicht bemerken. – Unterdessen wohnten wir in unseren Gartenhaus, zwar gemauert, 12er Ziegelwände, trotzdem extrem kalt. Der Winter 1945 zu 1946 war mehr als streng. Die Wände „glitzerten“, Heizmaterial war kaum noch zu finden. Die Wälder waren wie ausgekehrt, so sauber! An den Fichten fand sich kein dürrer Ast mehr. Doch wir Alle aus dieser Zeit, wir haben es mit mehr oder weniger Verlust, mit mehr oder weniger Einsicht, Erkenntnis, und Mut zu einem besseren sinnvolleren Leben, für Frieden mit uns selbst und den Völkern der Erde, geschafft. Mai 1945 , Kriegsende. Wie wird mein Leben mit meiner Mutter und der 2 Jahre älteren Schwester aussehen? Es ist Frühling, Ruhe und ich kann schlafen. Die „ alte Dudel“ war verstummt.Nun heißt es in die Zukunft sehen, sie so zu gestalten, dass nie mehr eine „ Mutter ihren Sohn“ beweint!


    Anmerkung: geschrieben von Bert Berthold

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