Sterbender Zinnsoldat

  • Lebe deine Träume – Teil 1


    Sommer 1946: Im weiteren Verlauf des Jahres hat sich Vieles geändert, vor allem der Zusammenhalt in der Klasse. Das kontinuierliche Lernen zeigte erste Erfolge. In der großen Schulpause bekam jeder anwesende Schüler ein 50 Gramm Brötchen als Frühstück, für Manche die erste Nahrung am Vormittag. Wir bildeten kleine Zirkel mit den verschiedensten Aufgaben. Der Wichtigste war sicher die Hilfe für alte Menschen, als das war; Einkaufen, (in der Schlange anstehen) zu Hause oder im Quartier das Anfallende mit in Ordnung zu bringen, als Stütze bei Spaziergängen taugten jedoch nur unsere zwei großen Kameraden, die schon einmal eine 4. Klasse absolviert hatten. Wir sammelten Altpapier, Flaschen und Lumpen. Für Letztere gab je es nach Gewicht „Bezugsscheine“, die später wieder für Kleidung oder Stoffe umgetauscht werden konnten. Auf diese Weise bekam ich meinen Anzug, auf den ich stolz war. Die totale Vernichtung von „Kriegsspielzeug, wie Panzer, Flieger, Kanonen und Soldaten, sogar die bekannten „Zinnsoldaten“ war Pflicht und angesagt, frei nach dem Motto: Nie wieder Krieg, damit nie mehr Tränen durch Kriegseinwirkungen fließen. -Weiter im Verlauf der Zeit: Wie sah es unterdessen „Draußen“ aus? Draußen in unserem Land. Die „Geschichte“ zeigt unbestechlich den Wirtschaftlichen Zerfall, die Demontage der Betriebe, die Westwanderung der Bevölkerung, die der Sowjetischen Besatzungszone den „Rücken“ kehrten, warum? Warum nur? Deutsche Wissenschaftler „zogen“ mit ihren Familien nach der „ SU“ um dort zu helfen, warum? Wir haben hier doch selbst wieder so viel aufzubauen. Kurtl wurde des Fragens nie müde. Du, wir haben den Krieg verloren, wir müssen bezahlen, begreife doch endlich! Wie lange? Vornweg genommen: Die BRD (Bundes-Republik-Deutschland) hat die DDR (Deutsche-Demokratische-Republik) nicht anerkannt, so sind die „Geflohenen“ oder illegal Umgezogenen, umgezogen nur von Deutschland nach Deutschland. Wir kennen die Geschichte unseres Landes. Die Alliierten, die Siegermächte, waren danach verantwortlich für die Friedenspolitik in der Welt. Der Erfolg ist sichtbar. Frieden verkünden und ihn erhalten ist Zweierlei und schwer. Durch so manche „Unebenheit“ aller beteiligten Mächte kam es zum so genannten „Kalten Krieg“ mit seinen bekannten Folgen. Und wieder hörten wir das „Unwort“ Krieg, wieder spürten wir den Hass, das Machtgehabe, das Besserwissen wollen, das Herabwürdigen des „Anderen“ auf beiden Seiten. Warum? Warum nur. Wir Kinder hatten sogar das Kriegsspielzeug vernichtet, wir hatten das Wort und die Wirklichkeit „Krieg“ erlebt und begriffen, wir wollten in Ruhe leben, lernen und schlafen. Blieb den Erwachsenen, den Mächtigen dieser Welt dies verschlossen? Haben sie dieses Elend, die Vernichtung von Gut und Leben nicht mit erlebt und gesehen? Lebe Deine Träume, so sah mein Traum nicht aus.Hier möchte ich einmal besonders die Berliner Blockade erwähnen und die Luftbrücke, die die Westmächte zur Versorgung der Berliner errichteten. Das ist beachtlich und bleibt unvergessen. Nun genug der „großen Probleme“, alle Verdienste und Unterlassungen sind ja unmissverständlich geordnet und aufgezeichnet wurden für die Generationen nach uns.Auf den schon gut von Schutt befreiten Straßen zogen lachend Jugendliche in blauen Blusen und Hemden vorbei. Sie gehörten der „FDJ“, dem frisch gegründeten Bund „ der Freien Deutschen Jugend“ an. Begeistert sangen wir Kinder mit ihnen das Lied: Bau auf, bau auf, freie Deutsche Jugend bau auf, usw. In der Unterrichtsstunde zur Gegenwart hörten wir von der Volkspolizei, sie agierte zuerst unbewaffnet, später kamen die Waffen hinzu. Warum? Sie diene zu unserem Schutz. Die erste Zeitung das „Neue Deutschland“ wurde erwähnt, die Notwendigkeit eines Gewerkschaftsbundes erläutert, als Stütze für die Arbeiter, und die Gründung verschiedener Parteien. Für die „Kommunistische Partei Deutschland“ stand die Persönlichkeit „Wilhelm Pieck“ – für die „Sozialistische Partei Deutschland“ „Otto Grotewohl“ beide Parteien vereinten sich und wurden zur „Sozialistischen Einheitspartei Deutschland“ – (SED) .Wir kennen das Symbol: Den „ Handschlag“. Es war eine große Feier damals. Wir Schüler stellten viele Fragen. Schon allein zu dem Wort „Kommunismus“. Wir bekamen erklärt, dass die Sowjetische Besatzungsmacht kommunistisch ist, wir erfuhren von den Wirken, Leben, arbeiten und regieren von „Lenin“ und „Stalin“,von der Macht des Volkes. Über Jahre hinweg lernten wir von der „Großen Sowjetunion“ unter „Stalin“. Diese Erfolge sind Allen bekannt. Die erste Literatur aus dieser Richtung war Ostrowski`s „Wie der Stahl gehärtet wurde“, das Leben der „Jungen Leute“ in der damaligen Zeit. Es gab und gibt viele wundervolle Märchen, berühmte Schriftsteller wie Gorki, Dostojewski, Scholochow, usw. Sie alle zeigen uns den Sowjetischen Menschen. Die „Deutsch-Sowjetischen-Freundschaft“ wurde Gegründet. – Lernen in der Schule, viele Hausaufgaben, Vokabel pauken, der Russische Sprachunterricht war unterdessen eingeführt und Pflichtfach, zu Hause wartete die Mutter auf Hilfe, wahrlich, Freizeit blieb da kaum übrig, der klägliche Rest davon gehörte meinem Hobby, dem Schachspiel. – Unser Leben normalisierte sich immer mehr. Ehemalige Kriegsgefangene kehrten zurück. Für die betreffenden Familien das absolute Glück. Der Arbeitsmarkt wandelte sich, und wir kennen den Erfolg der Planwirtschaft. Durch Fleiß den Wettbewerb gewinnen, das wurde für uns zur Triebfeder. Der Wiederaufbau nahm Formen an in jeder Hinsicht. Bevor ich als Klassenbester nach acht Jahren – 1950 – die Schule verließ, war das größte Ereignis die Gründung unseres eigenen Staates, die DDR. Ich wollte Lehrer werden, das war mein Traum. Aber wie? Das Abitur muss ich nachholen, das war mir bewusst. Für meinen Unterhalt konnte meine Mutter nicht allein sorgen. Ihr Verdienst als „Trümmerfrau“ reichte zum Anschaffen von Gebrauchsgütern und der täglichen Ernährung nicht aus. So wurde ich Lehrling in einer guten noch privaten Tischlerei mit späterem Gesellenbrief. Mein tägliches Arbeits- und Lernpensum war enorm. Kam der Lehrling nach Hause, stand das Essen auf den Tisch, lag die Kleidung für den „Schüler“ bereit und es ging zum Unterricht. Ich bestand das Abitur mit „sehr gut“ und bewarb mich damit an der Hochschule zum Studium als Lehrer, Fachrichtung: Mathematik und Physik.


    Anmerkung: geschrieben von Berth Berthold

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