Treffpunkt: Bahnhof

  • Treffpunkt: Bahnhof
    stand beim Auseinandergehen fest. Es entwickelt sich hier keine Liebesgeschichte, obwohl man es durchaus annehmen könnte. Es ist nur das Ergebnis unseres Abends, des Herrenabends, der damit zu Ende ging.
    Das Ergebnis konnte sich sehen lassen. Es ging um unser freies Sommerwochenende, genehmigt von unseren Frauen mal mit mehr oder weniger Schmunzeln.
    Wir Fünf Unzertrennlichen einigten uns auf eine Tour mit Rucksack und Utensilien auf einen bestimmten Platz an der See, denn im Winter gibt es die Tour und das Wochenende in den Bergen. Das muss einfach sein. Daran halten wir fest, gleich viel Lebensjahre wir auch zählen. Und jetzt ist es wieder soweit. Klasse! Der feine „ Zwirn “ wird ausgezogen, die Uniform etc. gehört nun in den Schrank, Wir sind einfach Wir. Gestandene Männer gleich großen Jungs. Herrlich! Urlaub, Ferien, wir kommen!

    Eine längere Strecke mit der Bahn, weiter mit einem Pferdegespann und auf Schusters Rappen ging es dem Endziel entgegen. Müde und Abgefüllt von Allem was wir sahen, erspürten und praktisch erleben durften, erreichten wir das Ziel, den Strand. Hinter uns stand das Schilf als natürliche Barriere, so zum Schutz. Die gemieteten Zelte standen bereit und die Schlafsäcke wurden ausgerollt. Ist nun Feierabend für die Runde? Nein, das ist individuell verschieden.

    Ein kühles Bad in der See bei Mondschein und Sternenglanz ist Romantik pur, dazu das leise plätschern der Wellen mit dem Silberschein bei ihren Bewegungen. Das lockt einfach zum Träumen, auf das Wasser legen und zum Treiben lassen. Jetzt aber rasch zurück zum Strand, zum Zelt. Langsam kroch nun auch die Müdigkeit an den Standhaftesten hoch. Das Schilf rauschte leise. Ein wundervoller erlebnisreicher Tag ging für uns zu Ende.


    Samstagmorgen.

    Mit den ersten Sonnenstrahlen krochen wir aus dem warmen Schlafsack. Alle Wetter, ist das noch frisch, und das Wasser erst. Ehrlich, so ein Bad auf diese Art kostet glatt Überwindung. Doch wie sagt man hier: Was muss, das muss. Das gemeinsame Frühstück im größten Zelt mit einen gehörigen Pott Kaffee und dem Zubrot a l a Norden, stellte das Wohlbefinden des Einzelnen wieder her.
    Danach joggen am Strand entlang zu den Fischern, immer gerade aus. Wir bemerkten die wärmenden Strahlen der Sonne, gleich viel wie das Wehen des Windes der das Schilf in Bewegung hielt. Keiner der Freunde sprach, ein Jeder hing den eigenen Gedanken nach. Frei, frei ist ohne Amt, Büro, Armee, ohne den ganzen Alltags Kram, wenigstens für den einen Augenblick, für das Wochenende, für unser „ Sommer-Wochenende“ auf das wir uns stets spitzbubenmäßig freuten und freuen. Dank sei unseren Frauen!

    Peter, genannt Pit, verlebte einige Kinderjahre mit seiner Familie hier bis zur Versetzung seines Vaters nach Bayern und wollte alte liebe Freunde besuchen. Bevor er zu seiner Solo Tour aufbrach flüsterte er mir noch zu: Hast du das alte Jäckchen mit, das Cognac-Jäckchen? Zwei „ Alte Rote“ habe ich im Gepäck. Hast Du an das Buch gedacht mit den Krimi-Gruselgeschichten so gegen Mitternacht zu lesen? Dann war er durch den getretenen Pfad im Schilf verschwunden.
    Spät am Nachmittag trafen die Freunde so nach und nach auf eine Art müde Krieger ein. Die leichte Brise vom Wasser her wirkte erfrischend. Ruhe war bei unseren älteren Freunden vorerst angesagt bis zum gemeinsamen Grillen am Strand mit Lagerfeuer etwas später und all den mitgebrachten „Herrlichkeiten“ für einen besonderen Männerabend.


    Wir waren schon etwas in Stimmung und saßen um das Lagerfeuer unter dem fahlen Licht des Mondes. Der Rotwein funkelte im Glas. Die Gespräche verstummten fasst ganz und unser Senior sah mich mit den besonderen Blick an. Wanderer hast du …?
    Ich las aus der außergewöhnlichen Sammlung von Grusel-Krimi-Geschichten von Stan Marlow „Burgunderrote Tränen und Gänsehaut“.


    Blutiger Eispalast



    Es ist dies die Geschichte von Romero Caspar, einen Fantast oder Philosophen, einen Astronomen, der durch die ungeheuere Größe mit der er täglich rechnen muss, den Sinn für den jämmerlich winzigen Horizont unseres Erdendaseins völlig abstumpfen ließ. Dazu war er ein Künstler mit Begabung und Fantasie. Er war ein Maler. Der Autor schreibt: Für Romero war alles Sekundenstaub. So hielt er es auch mit der Liebe. Caspar war umschwärmt von Frauen. Es wird gesagt: Er pflegte dies nicht zu bemerken und träumte weiter. Er wartete auf eine wahre Schönheit über Raum und Zeit erhaben, wie er selbst.


    Wunder geschehen mitunter. ER fand seine Prinzessin in mitten der stinkenden Abgase Münchens, heißt es. Eine schöne junge Frau, die vor vielen tausend Jahren irgendwo in den kalten Eiswelten der Himalaja geatmet hat. Sie kam so wie sie war zu ihm um Modell zu stehen. Sie sah ihn an, zärtlich, ohne mit der Wimper zu zucken. Was wollte sie? Sie hat die Zeit besiegt um ihn zu finden.

    „Sie ist doch tot“ eingefroren im dicken Eis… Sollte ich sie deswegen nicht lieben? Sie hat die mächtige Zeit besiegt tausende von Jahren und hat sich ihre Jugend und Schönheit bewahrt.

    Sie ist tot? Wie definiert man eigentlich – tot? Er fand seinen Weg.

    Ich las weiter, kein menschlicher Laut war zu hören. Gänsehaut pur. Die Gläser waren geleert, die Flaschen zur Seite geräumt. Das Feuer glimmte noch. Ich sagte nichts. Die Lesung war zu Ende uns umgab nur noch die fasst schmerzende Stille. Die angespannten Nerven kamen langsam zur Ruhe. Die Gänsehaut verschwand. Später folgten noch einige ganz persönliche Gespräche ohne Erwähnung hier. Wir gingen auseinander als der erste zarte helle Streifen am Horizont sich zeigte.

    Hiermit endet unser Wochenende, unsere Freizeit zum Auftanken!

    Fans von diesem Genre lesen diese Erzählung von Stan Marlow natürlich allein weiter, denn wahrlich, dies ist das reinste Vergnügen.

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