Geburtstag in den Highlands

  • Eilidh war früh unterwegs wie immer, wenn Markttag war. Die rötlich-braunen Haare zu einem dicken Zopf geflochten und ihr Kleid fest um die schmale Taille geschnürt machte sie sich auf den Weg zu ihrem Stand. Sie wollte gut vorbereitet sein um ihre geflochtenen Körbe, Schafseife und Wolle zu veräußern, denn sie war auf sich allein gestellt und es war schwer, den Hunger zu stillen.


    Der Nebel lag noch tief am Boden an diesem Novembertag. Das Wetter in den Highlands ist unberechenbar, in einem Moment scheint die Sonne, im anderen regnet es. Doch wenn nach einem Regenschauer plötzlich das Licht zwischen den Wolken hervorbricht und lange Schatten auf die Berge zaubert, zeigt sich der Reiz dieser Landschaft. Die kahlen Berge scheinen sich wie aufgetürmte Wellen bis zum Horizont zu rollen. Nur das Heidekraut gedeiht hier und lässt die Hänge lila schimmern. Meilen und Meilen lavendelfarbene Einsamkeit. Es ist eine spröde Schönheit, eine melancholische Wildnis, in der sich ein Wanderer ziemlich schnell ziemlich allein fühlen kann.


    War dort hinter den Felsbrocken nicht gerade ein bedrohlich großer Schatten zu sehen? Eilidh richtete sich auf, hielt inne…da war Etwas, Innehalten, für einen kurzen Moment schloß sie die Augen…dann sah sie ihn.


    Durch den Nebel kam er langsam auf sie zu. Highländer… Seine kräftige Gestalt steckte in schwarzer Lederhose und Stiefeln, das weiße Hemd mit Bändern am Hals geschnürt und die schwarzen lockigen Haare zu einem Zopf gebunden.Doch Eilidh sah nur seine bernsteinfarbenen Augen, die sie fragend, wissend, streng und gütig, traurig und sanft zugleich anschauten, während er auf sie zukam.


    Ohne Worte, eine Ewigkeit lang standen sie so voreinander bis ihre Hand sich langsam auf seine linke Brust legte, seinen Herzschlag spürte und ihre Wangen sich magisch anzogen. Ein vertrautes warmes Gefühl….ein Zauber.


    Dann sagte er:”man nennt mich Mochridhe, welches bedeutet mein Herz”, lächelnd sah er sie an:”und ich schenke es dir!”. “Mein Name ist Eilidh und bedeutet Licht, so werde ich hell leuchten für Dich”.


    Eines Novembertages Jahre später, die Nebelschwaden zerfließen- atmen klare Luft- hören…nichts…


    Gerade gehen die Beiden vor ihre Hütte. Er erschrickt- sie hatten sich versteckt, wollten ihn überraschen. Lachende Kinderaugen- drei Jungs und ein Mädchen kommen lachend auf Mochridhe zu und rufen ” Alles Liebe zum Geburtstag, Dad!”


    Dann sind sie bei ihm und umarmen, drücken und küssen ihren Vater freudig. Die Kleine hat einen Kranz aus Herbstblumen geflochten und die Jungs haben etwas weiter vom Haus ein Picknickplatz aufgebaut mit leckerem Essen und Feuerholz für die Nacht. Eilidh sah ihn an, nahm seine Hand und bevor sie dort hingingen schaut sie in seine Augen und sagt:” alles Liebe zum Geburtstag mein Engel- mein Herz “, dann küssten sie sich und die kleine Süße Freche neckte ganz laut:”Mum ist verliebt, schaut doch, Mum ist verliebt”. Verstohlen wischt sie eine Träne aus den Augen und gibt ihr einen Klaps auf den Po und alle rennen über die Wiese auf den Lagerplatz zu. Dort essen und trinken sie, tollen mit den Kindern, sehen die Weiten der Highlands, spüren den Wind. Eilidh erzählt eine Geschichte wo sie klein war, von Mum, Dad und von einem Geburtstag. Die Zeit vergeht, dunkel,ist es geworden. Ihr Lagerfeuer brennt, wärmt sie und die Jungs sind stolz. Langsam nimmt sie den Blumenkranz aus seinem Haar und sagt:”Erzähl uns eine Geschichte, aber ja keine Gruselige…” Aber was für eine sollte er erzählen? Die Söhne passen auf das Feuer auf, die Kleine kuschelt sich an ihre Mum und als der Wind in das Feuer fuhr, die Funken in den dunklen Nachthimmel schleuderte, da hatte er sie…die Geschichte.


    Er erzählte von einem Mädchen, dass sehr verliebt war, von einer Familie mit Kindern, von Abenteuer und Gefahren und von der Zeit, als der Mann sie verlassen mußte, von der Trauer und Liebe und dann zeigte er auf den Funken. Er flog immer höher, glühte, dann erlosch er…. oder? Die fragenden Augen der Kleinen schauten traurig- er sagt…”Aber nein meine Süße, schau dort oben, da ist er zu einem Stern geworden. Die große alte Mutter Lilith sorgte dafür, dass aus dem Funken, der sich mit der Liebe verband, ein Stern wurde, der der Seele der anderen Liebe, die gehen mußte, den Weg zeigt und ihm immer sagt, dass er geliebt und vermisst wird.” Da strahlte sie ihn an, fiel ihm um den Hals und drückte ihren Dad ganz fest.


    Als die Kinder in der Hütte warm unter ihren kuscheligen Fellen lagen und selig schliefen, rückten die Beiden am Feuer eng zusammen. Er schaute sie an, Sehnsucht brannte…er sagte ihr nur: “Ich liebe dich…”,als ob es ein Zauberwort war. Er wollte noch nicht, steckte seine Hand aus….


    …er verließ diese Zeit und zog fort durch die Gezeiten der Magie


    Anmerkung: geschrieben von Darkrose

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