Das Wochenende ist vorbei und mit ihr die Die „Unknwon-Buchmesse“. Werbung hat es genug gegeben und die Hinweise waren zahlreich. Die Erinnerungen und Eindrücke sind noch frisch. Ob sie ein Erfolg war? Ich denke, dass die positiven Aspekte überwiegen. Ich denke nicht, dass ich der einzige der über 50 Autoren war, die sich auf die Messe vorbereitet haben. Die Taufe der Unknown-Buchmesse war ja schon letztes Jahr. Die damaligen Auswertungen Messe aus dem Jahr 2013 waren beim Organisator Jürgen alle zusammengelaufen. Ich bin mir sicher, dass er alles genau bedacht und die Verbesserungsvorschläge in die diesjährige Buchmesse eingebracht hat.
Die Wahl der „Lokation“ wie man so schön auf Neu-Deutsch sagt war gut und dennoch total ungeeignet, wenn man sich den Auflagen, der Betreiber bewusst gewesen wäre. Es war die „Zeche“, ein stillgelegtes Bergwerk in Essen, die vom Zollverein betrieben wird. Zu spät wurde bekannt, dass ein Aufhängen von Werbeplakaten, austeilen von Handzetteln und Flyern, ein Aufstellen von „Werbefahnen“, Werbeaufstellern u.ä. nicht erlaubt war. Selbst eine Person, die sich ein Werbeschild umhängt und durch das riesige Areal geht um auf die Veranstaltung aufmerksam macht, war unerwünscht.
Ein Photographierverbot bestand in der Regel nicht. Doch wenn ich diese Bilder auf meine Website stellen wollte, so würde eine Menge Ärger von den Rechtsanwälten des Zollvereins bekommen. Das war die Aussage der Information – präzise und kompromisslos. Man ist betrebt, das Weltkulturerbe allein zu vermarkten.
Eine Möglichkeit uns Autoren zu verpflegen z.B. in einem kleinen fahrbaren Kiosk oder uns mir selbstgemachten Snacks zu versorgen, war ebenfalls untersagt. So war es uns auch nicht möglich, Besucher, die sich zu uns „verirrt“ hatten, nicht einmal ein Erfrischungsgetränk anzubieten. Die Rahmenbedingen waren wie Ihr seht, äußerst ungünstig.
Positiv war, dass die Zeche bekannt und deswegen jedes Navi den Weg fand. Es gab ausreichend Parkplätze, die nicht bezahlt werden mussten.
So packte ich am Vorabend des Freitags meine Bücher ein, las noch ein mal den Text, den ich dort zum Besten geben wollte, programmierte die Adresse meiner Unterkunft in das Navi ein und schmierte mir ein paar Wurstbrote für unterwegs. Der Weg war lang. Mit knurrenden Magen wollte ich die vor mir liegenden 600 Kilometer nicht fahren. Am nächsten Morgen wurde bis 12:30 Uhr das Pflichtprogramm auf Arbeit absolviert. Aber dann… schnurrten 6 Zylinder eine wunderbare Melodie und gut gelaunt fuhr ich mit Freya, meinem Auto, gen Westen. Nach fast 8 Stunden Autofahrt war ich am Ziel. Es gibt einfach zu viele Baustellen, zu viele Unfälle und zu viele Umleitungen.
Auf dem Weg zu meiner Unterkunft, fuhr ich durch Stadtviertel, die mir den Eindruck vermittelten, ich sei im Ausland. Die Fassaden der Häuser waren schmutzig und ungepflegt, zahlreiche Geschäfte und Gaststätten mit türkischen Namen, am Straßenrand standen die Bewohner der Häuser, die Inhaber der Geschäfte, Kunden, Frauen und Kinder. Ich sah viele Kopftücher, Burkas, Zahnlose, „Schränke“ von Männern, total Tätowierte, alte Männer die misstrauisch jedem Auto nachschauten, einige Kinder, die zwischen den Männern tobten und spielten, viele Kinderwagen, eine Moschee mit einem Minarett… ich wurde etwas unruhig. Doch ich wusste, Freya hatte ein Status bei den Türken. Das gab mir ein wenig das Gefühl der Sicherheit. Und als ich zweimal nach den Weg fragen musste, begegnete man mir freundlich.
Angekommen, mit den Vermietern verhandelt, den Schlüssel empfangen duschte ich mir erstmal den Stress von den Schultern. Kurze Zeit später fuhr ich zu dem Treffpunkt, an dem ich von 3 befreundeten Autoren abgeholt wurde. Ich freute mich auf sie. Hatten wir uns zuletzt vor einem Jahr gesehen. Es war ein schön sie wieder zu sehen. Zu Dritt gingen wir in die Halle und jeder richtete für sich seinen Tisch her. Während dessen fiel mir die enorme Akustik in diesem Raum auf. Die Größe der Halle kann ich nur schätzen: Es waren „gefühlte“ 300 Meter auf 50 Meter und 6 Meter hoch. Hier waren ca. 50 Autoren untergebracht. An der Stirnseite standen der Lesetisch mit dem Mikro, die Lautsprecher und die benötigte Technik. Der Versuch mir vorzustellen, wie es sei, wenn gelesen wird, wir uns mit den Besuchern oder den Nachbarn unterhalten, misslang. Ein Stock höher war die Kinderbuchabteilung. Hier gab es gleich zwei Leseecken: Die Kinderbücher wurden im hinteren Teil eines riesigen Raumes vorgestellt und die anderen Bücher gleich vorn. Mittendrinn saßen die Autoren mit ihren Büchern, diskutierten mit Erwachsenen und zeigten den Kindern, was es so neues gab.
Gegen 22:00 Uhr war alles fertig und jetzt war Erholung angesagt. In seinem persönlichen Literatengarten, der nur ein paar Kilometer von der Zeche entfernt war, fanden wir den Ort, von dem man sagt: hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein. Bernhard zündete ein Feuer in seinem Außenkamin an, es gab etwas zu essen und leckeres zu trinken. Es wurde gelacht, gescherzt, es wurde erzählt, was man im letzten Jahr erlebte und die fröhliche Runde wurde nur von Pukki, dem hessich-polnischen Rassedackel unterbrochen, wenn er sein Recht auf eine Runde Kraulen einforderte. Die Zeit rannte und ehe ich mich versah, war es 2 Uhr in der Nacht, als ich todmüde in die Kissen meines angemieteten Zimmers fiel.
Am nächsten morgen kaufte ich mir bei einem Bäcker ein To-Go-Café, ein paar leckere Butterhörnchen und einen ganz großen runden Sandkeks. Der Tag war gerettet und die Messe kann beginnen. Ich fasse die kommenden 10 Stunden zusammen: Da 10 Stunden, nur von kleinen Pausen abgesehen, unterbrochen gelesen wurde, dröhnte mir abends der Kopf. Wir trauten uns gar nicht, uns zu unterhalten, da der Hall so groß war, dass dies als störend empfunden wurde. Besucher, die sich im wahrsten Sinne des Wortes zu uns verirrten, wagten sich nur flüsternd zu uns. Ihr könnt euch bestimmt vorstellen, was dass für ein Zischeln und wispern war, das von den Wänden der Halle zurückgeworfen wurde. Eine fast unheimlich Geräuschkulisse – diese Mischung aus Worten, Flüstern, Lachen, Musik und dem Hall. Viele waren so eingeschüchtert, dass sie auf der Schwelle kehrt machten und eine Stock höher gingen. Doch dort war es noch schlimmer. So verließen sie nach kurzer Zeit unsere Buchmesse. Leider war kein Amüsement für uns geplant bzw. organisiert worden. Gern hätte sich so mancher Autor, besonders ich, sich in entspannter Atmosphäre noch unterhalten, ausgetauscht, etwas gegessen und getrunken. Und wieder war es Bernhard, der Literatengarten, Pukki, seine Frau Lisa, die eine kleine Gruppe von Autoren zu sich einluden. Bernhard hatte für sich beschlossen, die Messe vorzeitig zu verlassen. Ihr könnt Euch bestimmt vorstellen, warum. Ich hätte gut daran getan seinem Beispiel zu folgen. Der nächste Tag war noch schlimmer: Beschallung von allen Seiten. Die Autoren waren die „Besucher“ und setzten sich als Zuhörer vor dem Lesenden. Die Stühle wären sonst alle leer geblieben. Und das von 10:00 Uhr bis Nachmittag um 14:00 Uhr. Ich wusste, dass ich an der Reihe wäre um mein Buch vorzustellen. Kaum nahm ich vor dem Mikro Platz, da hörte ich eine weibliche Stimme rufen: „… ich bin aber dran…“ Es folgte ein Blick in den Plan und tatsächlich, mein Name war weg, geklaut? Wo ist der Schelm? Wie auch immer – ich nahm mein Buch und ging – ging zu meinem Tisch, packte schweigend und etwas genervt meine Sachen. Es war der letzte Tropfen, der Alles zum Überlaufen brachte. Kurze Zeit später fuhr ich, nachdem ich noch Freya`s „Durst“ gelöscht hatte, an vielen Unfällen und Kolonnen aus Stahl vorbei, durch starken Regen, Gewitter und Windböen zurück in mein Zimmer nach Manching.
Die vielen Gedanken an das Erlebte ließ mich kaum schlafen. Ob sich die Fahrt, der Aufwand und die Belastung gelohnt haben? Es war wundervoll, dass ich ein paar schöne Stunden mit meinen Autoren-Freunden Bernhard, Lisa, Mark, Claudia verbringen durfte – Pukki nicht vergessend. Auf die Erlebnisse der Unknown-Buchmesse hätte ich verzichten können.
Ich denke, die Zeit gibt es her, dass analysiert, recherchiert und ausgewertet wird, so dass die 3. Buchmesse der unbekannten Autoren Erfolg verspricht. Sicher ist, dass der Organisator der Messe, Jürgen und Familie, eine Menge Arbeit, Mühen, Zeit und Kreativität investiert haben. Hierfür kann ich nur „Danke“ sagen. Ich bin der Überzeugung, dass die nächste Unknown-Buchmesse eine Steigerung erfährt und wir Autoren zu dem kommen, wofür wir da sind: zu Informieren, unsere Bücher vorzustellen, zu diskutieren, vielleicht neue Trends vorzustellen, sich auszutauschen, neugierig machen und mehr.