Morgen, nein übermorgen ist der zweite Advent. Ein weiterer Docht einer Kerze wird in Flammen aufgehen und das Licht wird die Dunkelheit durchbrechen. Es ist warm zu Hause. Der Duft der Tannenzweige, aus dem der Kranz gebunden ist, wird sich mit dem Duft einer Räucherkerze vermischen. Habt ihr ihn geschmückt? Als Kind saß ich oft vor dem Adventskranz. Manchmal gab es heißen Tee und Bratapfel. Es ist ein schönes Ritual. So weit ich mich erinnere existiert dieser schöne Brauch sehr jung, genauer gesagt etwas mehr als einhundert Jahre.
Wusste Ihr, dass es ein Hamburger war, der den Adventskranz „entdeckte“
Der evangelische Pastor Johann H. Wichern (1808–1881) feierte mit schwierigen Jugendlichen die Adventszeit, indem er täglich aus der Bibel vorlas und eine Kerze auf einem großen Holzring anzündete. Kirchen ahmten diesen Brauch nach, die Kerzen wurden auf vier reduziert, der Ring mit Zweigen geschmückt. So verbreitete er sich von Hamburg aus in ganz Deutschland.
Auch bei mir, nach dem ich über ein halbes Jahrhundert alt bin, steht dieser Kranz auf einem kleinen Holztisch. Wenn es draußen dunkel geworden ist, sitze ich oft vor dem Schein der brennenden Dochte. Manchmal ist es sehr still. Kein Knistern der Dochte, kein Flackern und nicht mal ein Hüsteln ist zu hören. Dann wird es Zeit meine Gedanken auf die Reise zu schicken und nur vom Geräusch des Windes begleitet, finden sie den Pfad der Erinnerung.
Am Sonntag ist der 3. Advent und auch ich liebe den Kerzenschein und die Stille. Es ist laut geworden in der Welt. Menschen schreien nach Freiheit, andere nach einem Dach überm Kopf und etwas zu Essen und in unseren Breiten mischen sich lauter Protest über Mißstände mit Konsumrausch. Jeder möchte Aufmerksamkeit.
Gleichgültigkeit macht die Runde. Zuhören? Ein andermal, wenn ich Zeit dafür habe. Die zeitgenössische Gesinnung läßt sehr zu wünschen übrig.
Ich bin in den Nachkriegsjahren groß geworden. Zu Weihnachten gabs eigentlich immer dasselbe, ohne dass wir als Kinder unzufrieden waren. Die neu renovierte Puppenstube, der gefüllte Kaufmannsladen, ein Weihnachtsteller mit Nüssen, Früchten und ein wenig Schockolade. Aber unsere Eltern hatten Zeit für uns, spielten, sangen mit uns und es gab noch viele Heimlichkeiten…
Nach diesem einfachen Weihnachten sehne ich mich manchmal. In der Arbeit hatten wir letztens Weihnachtsfeier, die nicht den Namen verdiente. Unser Essen mussten wir selber zahlen, kein Weihnachtslied, keine Weihnachtsgeschichte, nichts was nur annähernd an Weihnachten denken lies. Als dann unsere Chefin das Wort übernahm, konnte man die Heuschelei knistern hören. Was für eine Welt.
Ich habe mir in diesem Jahr mein eigenes Weihnachten „eingekauft“. Das David – Oratorium auf CD. Psalmen, die heute noch genauso trösten, warnen, aufrütteln und ermahnen. Lohnenswert zu hören und sich einzu- stimmen auf Weihnachten. Ich wünsche Euch allen im Forum und Dir, lieber Stan Marlow eine besinnliche Weihnachtszeit.
Aennchen
Hallo Ännchen
Danke für Ihre Weihnachts – Wünsche an uns Alle im Forum. Besinnlich, darüber habe ich mich besonders gefreut. Nicht weil ich gerade wieder einmal pausieren muss, weil der Körper streikt, und ich nicht unterwegs sein kann. Nein, die Lautstärke im Jetzt, das Hinausschreien von allen Problemen, gemischt von Angst, Hoffnungslosigkeit, von Forderungen, ich will, ich muss, vom politischen Chaos, seht her ich bin es, ist zermürbend. Es gleicht einem Wettbewerb wer am lautesten schreit, fordert, gewinnt.
Ännchen ich kann Sie verstehen. Ich glaube mitunter, dass unsere Zeitgenossen den Sinn der Weihnacht nicht mehr begreifen. Das Konsum Verhalten steht dafür. Dabei ist das größte und wertvollste Geschenk meiner Meinung nach, das Zeitgeschenk. Eine Stunde in Ruhe, in Liebe, mit Verständnis, einfach den Anderen anhören und Aufmerksamkeit schenken, das kann zudem oft noch Wunder wirken und heilsam sein.
Aus dem Nähkästchen geplaudert.
Ich hatte einen wundervollen zauberhaften Advent. Wie all` die Jahre stellten wir die Tanne einen Tag zuvor auf meiner Terrasse auf, dazu das Rentier mit dem Schlitten. Natürlich mit den vielen Lichtern, so wie ich es liebe. Am 1. Advent bei Dämmerung erstrahlte wieder alles im alt gewohnten aber immer wieder aufs Neue mit Sehnsucht, Liebe und Ungeduld erwarteten Glanz, dem Schein der Kerzen. Es ist so wie jedes Jahr, und doch immer wieder anders. Es ist das Besondere, das Magische dieser Zeit, die uns Menschen mit Hoffnung, Kraft, mit jener Sehnsucht erfüllt die wegbereitend zu dem Göttlichen, zu Gottes Sohn zur Krippe führt.
Noch vor Beginn des 2. Weltkrieges wurde ich geboren. Weihnachten war für uns Kinder das größte Fest von Kirche und Familie. Ein Fest voller Heimlichkeiten, voller Träume und Erwartungen, mit Geschichten und den alt bekannten Weihnachtsliedern. Geschenke? Wir hatten alles was wir so brauchten. Die Puppe bekam ein neues Kleid. Die Kasperle Puppen wurden überholt etc und Plätzchenduft zog durch die Räume. Die Lichter am selbst gebastelten Advent Kranz erstrahlten. Manchmal flackerten sie auch, wir Kinder standen davor und beobachteten das Ganze mit Interesse. Ich weiß es noch so genau als wäre es erst gestern gewesen.
Weihnachten 1945
Das erste Fest nach dem Krieg. Hunger, Kälte, Ruinen, viel Schnee, etc, aber es wurde gesungen, erzählt, vorgelesen die schönen Weihnachtsmärchen so noch Bücher vorhanden.
Mutter hatte von den monatlichen Lebensmittelmarken heimlich immer etwas abgezwackt, so stand ein Kuchen da. Teddy Einbein aus den Trümmern bekam eine Prothese gleich der Puppe, der ein Arm fehlte. Keine Angst, wir Kinder fanden das normal, es war eben so.
Es war eine zauberhafte Atmosphäre, für uns Kinder so voller Erwartung.
Und dann ging leise das Garten Türle auf. (Wir wohnten nach der Zerstörung dort.)
Den Weg entlang zum Häusle kam unsere alte Tante Scheunert. Es war eine ungeheuere Leistung für die alte Dame. Im mitgeführten Paket hatte sie für uns 2 Kinder je ein
– Zwei Pfund Brot – eingeritzt oben in die Rinde je 5 mal 50 Pfennig Stücke. Welch ein Geschenk.
Es war das Größte, das Wertvollste, das nie Vergessene!
Kommen Sie Alle gut und gesund in das Neue Jahr! – Mit lieben Gruß