Hast Du in Dich hineingehört? Was hast Du über Dich erfahren? Wie liefen Deine Nachforschungen – wohin „gehst“ Du? Welchen Verlockungen bist Du „erlegen“? Wohin gehen Deine Neigungen: tendierst Du mehr zum Chaos, fühlst du Dich wohl bei dem Gedanken an die „dunkle Macht“? Erliegst dem Verlangen ihr zu dienen? Hast gar schon etwas probiert, vielleicht auch Zeitschriften und Bücher über die „schwarze Magie“ (6. und 7. Buch Mose) gelesen und gesehen, wie „leicht“ sie doch zu handhaben, wie schnell sie wirken kann und wie gnadenlos ist. Oder empfandest Du Abscheu? Stieg Ekel in Dir auf, als Du die Verführung der „dunklen Seite“ bemerktest? Fühltest Dich gut, als Du Dich im Licht „gebadet“, die Macht und den Schutz gespürt hattest, als die Dunkelheit von Dir Besitz ergreifen wollte? Hast Dich gefreut, als Du mit Deinen Gedanken, Gutes vollbringen wolltest, konntest?
Dann weißt du nun mehr über Dich und Du solltest weiter diesen Weg beschreiten. Ob er richtig ist? Das kann Dir niemand sagen. Du wirst es erleben – Du wirst sehend werden. Jetzt gilt es das „richtige“ Pendel zu finden – besser gesagt, sich finden zu lassen. Damals bin ich in die verschiedensten Esoterik-Läden gegangen, nahm das eine oder andere Pendel in der Hand, probierte meine Gedanken zu ordnen und sie auf das Pendel zu lenken. Oft blieben sie „starr“ stehen. Nichts rührte sich, keine Bewegung, kein verräterisches Kreisen. Ich wechselte mit meinem Gedanken auf die „schwarze Seite“ in der Hoffnung, es geht voran, es tut sich was. Ab und zu kroch eine eiskalte Gänsehaut meinen Rücken hinauf. (Ich will anmerken, dass es Sommer war und im Laden kühlte keine Klimaanlage die Temperaturen herunter.) Dann verließ mich meistens der Mut – es sollte ja nur ein Spiel sein. Ein Spiel, das jeder in meinem Alter an dunklen Abenden, im Schein der Kerzen spielt. Die Geduld „floss“ nur so aus mir heraus. Bald stand ich „nackt“ an Emotionen und wollte schon gehen, als mein Blick auf ein „unscheinbares“ Pendel, das ganz in einer Ecke, fast schon von Spinnenweben eingesponnen war, sah. Lange stand ich davor, betrachtete es, sah die vielen Lichtreflexe, die das Metall durch die Spinnenweben und Staub zurück warf. Meine Finger griffen zu, umschlossen es, rissen es aus den Gespinsten – dann fühlten sie. Obwohl es aus Metall war, spürten meine Nerven, die fast zum zerreißen gespannt waren, eine mir seltsam vorkommende Wärme. Ich schloss die Augen und lauschte in mich hinein. Eine Weile stand ich wohl so da und als ich die Augen öffnete, bemerkte ich, wie mich die alte Verkäuferin lächelnd anschaute. Es war nicht der Mund, der lächelte, es waren ihre Augen. In ihnen spiegelte sich Wissen, gepaart mit einem gewissen Amüsement. Sie ist eine Schamanin – aber das wusste ich damals nicht. Sie ist eine Wissende. Wenn ich bei ihr zu Gast bin, wir Tee trinken, dann erzählt sie manchmal von dem Jungen, der auf der „Suche“ ist.
Da stand ich nun mit dem Pendel, das in meiner umschlossenen Hand lag und wusste nicht so recht, wie geht es weiter. Die alte Frau nahm es mir aus der Hand, verschwand hinter dem Vorhang und kam mit einer Perle aus einem Halbedelstein zurück. Dann knüpften ihre Hände einen Knoten (ca. 15 cm Abstand zum Pendel). Die Perle wurde auf dieses Band gefädelt und ein weiterer Knoten schützte die Perle vor dem Verlust. Ihre Augen waren die ganze Zeit geschlossen und aus ihrem Mund drangen lautlos irgendwelche Worte, die ihre Gedanken wohl formten. Dann war alles so, wie es augenscheinlich sein sollte. Als sich ihre Augen öffneten, strahlten sie und straften ihrem Alter Lügen. 15 Euro legte ich auf eine alte zerkratzte milchige Glasplatte. Sie legte mir das Pendel in meine Hand und als sich unsere Hände berührten war es, als berührte ich Pergament und ich dachte, ich hätte ein anderes Gesicht „gesehen“. Dann drehte sich die alte Frau wortlos um und ging hinter den Vorhang. Mein Weg führte hinaus, raus aus dem Laden. In Gedanken, das Pendel in der Hand und erst mit dem Klangspiel, das über der Tür hing und einen neuen Kunden ankündigt, führte mich in die Realität zurück. War alles nur Einbildung, was ich gerade erlebte? Doch der würzige Geruch des Ladens, das Pendel, die Perle und das Gefühl, etwas nicht Greifbares, Erklärbares gerade erlebt und gefühlt zu haben, erzählten eine andere Geschichte. Lang schon waren die Sterne am nächtlichen Firmament erstrahlt, saß ich im Park, dachte an den Laden, die alte Frau und das Pendel und die warme Sommerluft, ließ den schweren Duft der Jasminblüten betörend wirken. Es war mir unheimlich. Kennt ihr das Gefühl, wenn sich Angst mit Neugierde vermischt, Gänsehaut den Rücken hinauf kriecht, Nackenhaare sich „aufstellen“ und die Fantasie die irrsten, wahnwitzigsten Kapriolen schlägt? Ja? Dann wisst ihr, wovon ich rede.
Ich wusste nur aus den Erzählungen, wie man ein Pendel hält, mit ihm umgeht, es anspricht – alles nur Theorie. Aus dem „Dunklen“ stieg sie empor, die Ungeduld, mit dem Anspruch endlich all das, was ich über das Pendeln gelesen hatte, auszuprobieren. Langsam ging ich durch den Park nach Hause. Die Bäume, der Duft der Blüten, der Wind in den Zweigen, die Geräusche, die aus der Stadt an mein Ohr drangen – all das kam mir „anders“ so unwirklich vor.
In der Anlage werdet ihr einige Pendel sehen. Ob es Grenzen in ihrer Vielfältigkeit gibt? Wer weiß…