Ich lasse heißes Wasser in den Eimer laufen und gebe Kiefernschmierseife dazu. Der unschuldige Geruch beruhigt mich; ich wische den Boden der Villa, obwohl es sauber ist und alles an seinem Platz steht. Schon im Oktober haben wir einen gründlichen Herbstputz veranstaltet und das Haus bereit gemacht für den Winter. Eigentlich besuchen wir Månvik zu jeder Jahreszeit, in der wirklich dunklen Zeit allerdings seltener. Bis Weihnachten sind es nur noch eineinhalb Wochen.
Ich putze mich schwungvoll zur Küche vor, bücke mich zwischendurch, um auch die Kanten der Türschwellen gründlich zu bearbeiten, und verspüre große Zufriedenheit, wenn ich in irgendeinem Winkel ein Spinnennetz mit einer toten Fliege entdecke. Aus dem Rauchfang des Holzofens ist Ruß auf den Boden gerieselt, auch da wische ich sorgsam nach. Ich hebe die Stühle verkehrt herum mit der Sitzfläche auf den Tisch und wienere unter der Tischplatte. In regelmäßigen Abständen wringe ich graues Schmutzwasser aus dem Lappen, tauche ihn ins Wischwasser und lasse ihn wieder weiterwandern, links, rechts, links, rechts, bis ich ihn erneut auswringe und ins Wasser tauche.
Rezension:
Als ich diesen Roman zu lesen anfing hatte ich eine leichte und unbeschwerte Unterhaltung im Kopf und anfangs hat es sich auch genauso angelesen. Maria kehrt als erwachsene Frau auf die Insel Manvik zurück, auf der sie lange Jahre unbeschwerte Sommerferien mit ihren Großeltern verbracht hat. Eingebettet in ein reges Familienleben mit ihren Cousins, die ebenfalls jedes Jahr das Ferienhaus besucht haben hat man den Eindruck das diese Kindheit wohl sehr glücklich war.
Doch so langsam tauchen in den Erinnerungen die ersten Risse der Fassade auf und der Leser bemerkt sehr schnell, das Erinnerungen auch verklärt werden können. Jetzt als 50jährige Frau kann Maria, während sie durch das Haus streift und auf ihren Cousin Hannu wartet tiefer gehen in der Rückschau und so zeigt sich ein Leben auf, das nicht so idyllisch war, wie es auf den ersten Blick scheint. Maria war dabei, als ihre Großmutter auf das Meer hinausschwamm und nicht mehr wiederkam… Lange verdrängt dieses Ereigniss, bricht es nun mit voller Wucht über sie herein und rollt eine Familiengeschichte auf, die viele tragische Stellen aufweist und den Leser wieder einmal feststellen läßt, das viele Familien wohl so ihre dunklen Schatten mit sich herumtragen.
Elina Halttunen hat sich in ihrem Erstling eine auf den ersten Blick leichte Geschichte ausgesucht, bei der man versucht ist an eine schöne und entspannende Urlaubslektüre zu denken. Doch die in Rückschau und Gegenwart eingeteilten Kapitel erstellen sehr schnell ein ganz anderes Bild, auch wenn sie in leichter und fast abschwächender Sprache geschrieben sind. Man kann manche Sätze zweimal lesen um die Aussagen, die dahinter stehen in ihrer Wucht richtig wahrzunehmen. Beiläufig werden die Intrigen, der Verrat und die Geheimnisse so nach und nach gelüftet.
„Alles gut auf der Insel“ ist ein Roman, den ich gerne gelesen habe, dessen Zauber mich allerdings nicht bis auf die letzte Seite getragen hat, so wie es auf dem Klappentext steht. Denn so oder ähnlich gibt es eben schon einige Familiengeschichten. geschrieben:Astrid L.
und
Mit ‚Alles gut auf der Insel‘ ist der Autorin Elina Halttunen ein wunderbarer Debütroman gelungen.
Die Protagonistin Maria berichtet in über die Erinnerungen ihrer Kindheit. Sie ist bei ihren Großeltern auf der Insel Manvik aufgewachsen und hat dort viel mit ihren Cousins erlebt. Doch eines Tages bemerkt sie, dass in der scheinbar großartigen Ehe ihrer Großeltern, so einiges nicht stimmt.
So verfolgt der Leser Maries Kindheit, ihre Jugend aber auch das erwachsene Leben.
Mehr möchte ich von der Handlung selbst, nicht verraten, es würde dieser tragischen Familiengeschichte zuviel wegnehmen.
Die Protagonisten werden hier sehr deutlich und klar dargestellt. Marie ist hier auf jeden Fall die Hauptfigur aber auch ihre Großeltern und viele andere Figuren sind in diesem Roman sehr präsent, sodass man mehrere Schicksale mit verfolgt.
Dabei verwendet die Autorin einen wundervollen aber auch sehr intensiven Schreibstil, schmückt die Geschichte mit viel Liebe aus, spricht aber auch manche Dinge knallhart aus ohne gewisse Ausdrücke auszukleiden. So wurde dieser Roman für mich fast lebendig und die Geschichte in meiner Fantasie greifbar.
Anfangs hatte ich ein kleines bisschen Schwierigkeiten mit den Namen der Orte und Figuren aber das legte sich schnell da mich der Schreibstil und Aufbau so faszinierte, dass ich leichter in die Handlung fand.
Der Handlungszeitraum spielt in den 60er Jahren bis hin zu den 90ern.
Die Geschichte ist auf Dialogen, Erinnerungen und Momente gebaut, ab und an findet der Leser Emails und Auszüge aus Briefen oder aber auch Todesanzeigen.
Sie beginnt damit das Marie nach 43 Jahren Kontaktstille auf ihren Cousin Hannu wartet und dann immer wieder in Erinnerungen an ihre Kindheit und Familie schwelgt.
Elina Halttunen bringt die Familie Falk so präsent aufs Papier, dass man glaubt, diese Figuren zu kennen. Man spürt die Intrigen, die Traurigkeit aber auch den Frohsinn der Kindheit, den zumindest Marie und Ihre Cousins in jungen Jahren erleben dürfen.
Die Autorin spielt mit den Emotionen, serviert dem Leser in kleinen Häppchen die Geheimnisse einer ganzen Familie. Eine Familie sie nach außen hin so glücklich wirkte. Sie bringt dem Leser gleichzeitig auch den Zauber Schwedens bzw. Finnlands nahe. Auch Traditionen und Lebensweisheiten finden sich hier und da versteckt wieder.
Dabei lässt sie die Protagonistin Marie in der Gegenwart und in der Ichform erzählen.
Der Roman hat 298 Seiten und damit in meinen Augen eine völlig ausreichende Länge und diese Geschichte dennoch gut ausgekleidet zu erzählen.
Das Cover finde ich sehr schön gestaltet. Ein kleines Mädchen, das unbesonnen auf einem Boot am Strand sitzt, mit warmen Hintergrundfarben.
Fazit:
‚Alles gut auf der Insel‘ ist ein tragischer aber auch faszinierender Familienroman mit einem Schreibstil, der mich bezaubern und fesseln konnte. Die Autorin verstand es, mich als Leser, fröhlich aber auch traurig zu stimmen und ihn am Ende der Geschichte mit einem Seufzen schließen zu lassen.
Elina Halttunen wurde 1952 geboren. Sie ist Drehbuchautorin und Dramaturgin in Helsinki. ‚Alles gut auf der Insel‘ ist ihr erster Roman. geschrieben: Michaela G.
über die Autorin:
Elina Halttunen, geboren 1952, lebt als Drehbuchautorin und Dramaturgin in Helsinki. Sie besuchte die Theaterhochschule Helsinki und schrieb Drehbücher für viele erfolgreiche finnische Fernsehserien. ›Alles gut auf der Insel‹ ist ihr erster Roman
über die Übersetzerin:
Über Elina Kritzokat kannich nur sagen, dass sie einige Bücher übersetzt und publiziert hat.