In der von ihr ersonnenen Stadt Christianssund lebt und arbeitet der kahlköpfige Kreative Dan in einer Werbefirma. In eine depressiven Phase, die er gerade durchlebt, platzt die Info eines Leichenfundes just in Dans Firma. Als Insider hilft er seinem guten Freund, dem Kommissar Flemming Torp, bei den Ermittlungen und wird so zum Detektiv wider willen.
Obwohl die Erzählung von Anna Grue nicht mit unangenehmen Details geizt, gelingt es der Autorin, das Flair einer hellen und typisch skandinavischen IKEA/Midsommmer-Atmosphäre über ihren Roman zu legen. In „Die guten Frauen von Christianssund“ erzählt sie in der Tradition der skandinavischen Krimiliteratur nicht nur vom Verbrechen, sondern verknüpft das Ganze mit einer großen Prise Sozialkritik.
Mit Dan Sommerdahl steht ein Ermittler im Mittelpunkt, der trotz seiner Depression eigentlich durch das Raster des typischen skandinavischen Ermittlers rasselt: intaktes Sozialleben, attraktives Aussehen und eine Portion Humor – eher ungewöhnlich in einer Welt voller geschiedener und alkoholabhängiger Ermittler. Und so ist „Die guten Frauen von Christianssund“ der Auftakt einer mehrbändigen Reihe (der zweite Band „Der Judaskuss“ erscheint schon bald), der auch für Leser von Donna Leon oder Martin Walker geeignet sein dürfte!
über den Autor:
Anna Grue, 1957 in Nykobing geboren, ist eine der erfolgreichsten skandinavischen Krimi-Autorinnen. Nach einigen Stationen bei bekannten dänischen Zeitungen und Zeitschriften (unter anderem Design- und Musikmagazine) widmet sich Anna Grue seit 2007 ausschließlich dem Schreiben von Büchern.
Etwas abweichend von der Tradition skandinavischer Krimis, stehen ihre Bücher nicht nur für Morde und Verbrechen, sondern bestechen vor allem durch Raffinesse und menschliche Wärme. Anna Grue lebt mit ihren drei Kindern und ihrem Mann in der Nähe von Kopenhagen.
Rezension:
Mit diesem Roman gelingt es Anna Grue ein gelungenes Erstlingswerk vorzulegen. Mit Flemming und Dan schafft sie ein ungleiches Ermittlerpaar, denn einer ist ja gar kein Ermittler. Dan und Flemming sind alte Freunde und ergänzen sich in der Fallanalyse prächtig und hätten sie zusammenarbeiten können, wäre der Fall sicherlich schneller aufgeklärt gewesen. Die Autorin bringt viele verschiedenartige Personen ins Spiel, was vielleicht auf Anhieb erst einmal für Verwirrung stiften kann, doch dies ist nicht der Fall. Mit jedem Kapitel werden Personen wieder ausgeschlossen und die Vergangenheit wird näher beleuchtet, so dass man versteht, warum einige Personen so handeln bzw. Außenstehenden seltsam erscheinen. Die Hauptprotagonisten werden genial beschrieben, so dass mir Dan und Flemming, aber auch Marianne sehr ans Herz gewachsen sind und ich mich schon auf den zweiten Fall freue. Die Sprache ist sehr beschreibend, so dass man sich gut an den Tatort versetzen kann, aber auch in die jeweiligen Personen. Neben dem Mordfall bekommt man als Leser auch eine Beschreibung der dänischen Landschaft, Idylle und auch von den Menschen und ihren Gewohnheiten. Diese Buch ist der Beginn einer genialen Krimireihe.
geschrieben von: mamasein2009
und
Nordische Krimis warten in den letzten Jahren doch recht häufig mit alkoholkranken, mit schweren Bürden belasteten und ja fast schon misanthropischen Ermittler auf. Hierauf verzichtet Anna Grue in ihrem Werk „Die guten Frauen von Christianssund“ wohl ganz bewusst und präsentiert zwei sympathische etwas andere Protagonisten. In der beschaulichen dänischen Kleinstadt Christianssund, malerisch an einem Fjord gelegen, wird in einer Werbeagentur die Putzfrau ermordet. Bei den Ermittlungen stößt Kommissar Flemming Torp sofort auf zahlreiche Schwierigkeiten: Keiner kennt den Nachnamen der Frau, die seit einiger Zeit ebenso effektiv wie unbemerkt hinter den Werbern aufgeräumt hat. Torp zieht seinen Jugendfreund, den Werbefachmann Dan Sommerdahl hinzu, der nach einem Burn-out eigentlich seiner Branche den Rücken kehren wollte; nun aber steckt er als Ermittler plötzlich wieder mittendrin…
Der Krimi überzeugt zudem durch den sehr angenehmen Schreibstil der Autorin. Neben der gelungen Schilderung der Ermittlungsarbeiten, die immer mehr und mehr Erkenntnisse ans Licht bringen, bei denen später kleine Details, die man so nebenbei beim Lesen aufgenommen hat, an Bedeutung gewinnen und eine überzeugende Auflösung bieten, waren es gerade Kleinigkeiten, die von Grue beschrieben wurden, wie der morgendliche Raureif, die mich überzeugt haben. Ohne zu viel verraten zu wollen, wendet sich der Roman schwerwiegenden gesellschaftlichen Problemen zu, stellt diese schnörkellos fast schon unaufgeregt dar und hinterlässt so ein bedrückendes Gefühl.
Ein interessanter und lesenswerter Auftakt der Serie um Dan Sommerdahl…
geschrieben von: Lisbeth