Gerade erst zurück aus New York von einem dreiwöchigen FBI-Seminar, wartet bereits ein neuer Fall auf Georg Dengler. Eigentlich hat er keine rechte Lust, doch sein Konto ist mal wieder leer gefegt und so muß er wohl oder übel nach Berlin fliegen, obwohl er viel lieber zärtliche Stunden mit seiner Freundin Olga verbracht hätte. Sein neuer Fall: das Heranschaffen von Beweismitteln zur Verteidigung eines Kinderschänders und Mörders. Prof. Dr. Bernhard Voss, renommierter Forscher an der Berliner Charite, soll ein neunjähriges Mädchen vergewaltigt und anschließend getötet haben. Die Beweislast ist erdrückend und so wandert der Familienvater ins Gefängnis. Doch schon bald wachsen Zweifel: Soll der renommierte Mediziner aus dem Verkehr gezogen werden?
Georg Dengler, ein ehemaliger Mitarbeiter der BKA, arbeitet als Privatermittler. Als in Berlin der angesehene Professor Dr. B. Voss der Vergewaltigung und des Mordes an der 9jährigen Jasmin verdächtigt wird, wird Dengler vom Anwalt des Professors um Hilfe gebeten.
Nach einigem Zögern stimmt Dengler zu und nimmt die Ermittlungen auf. Dabei gerät er immer wieder in Konfrontation mit der Berliner Polizistin Finn Kommareck. Aber nicht nur in Berlin wird Dengler gebraucht, auch in seiner Heimat Stuttgart ist er gefragt. Hier mischt sich sein Sohn unter die Demonstranten zu Stuttgart 21. Ehe Dengler es sich versieht, wird er selbst des Mordes beschuldigt und setzt alle Hebel in Bewegung, um seine Unschuld beweisen zu können …
über den Autor:
Nachdem Wolfgang Schorlau 1966 in Freiburg im Breisgau eine Lehre als Großhandelskaufmann begonnen hatte, wurde er durch die Studentenbewegung der 1960er Jahre zunehmend politisiert. Er schloss sich der Lehrlingsbewegung an. In den sogenannten „Mittwochsschulungen“ lernte er die Schriften von Karl Marx kennen (auch wenn ihm deren Pathos am Anfang nicht gefiel). Auf seinem eigenen Marsch durch die Institutionen brachte Schorlau es bis zum Manager in der Computerindustrie. Im Alter von 50 Jahren erfüllte er sich seinen Traum vom Schriftsteller.
Neben den fünf „Dengler“-Krimis „Die blaue Liste (KiWi 870), „Das dunkle Schweigen“ (KiWi 918), „Fremde Wasser“ (KiWi 964), „Brennende Kälte“ (KiWi 1026) und „Das München-Komplott“ (KiWi 1114) hat er den Roman „Sommer am Bosporus“ (KiWi 844) veröffentlicht und den Band „Stuttgart 21. Die Argumente“ herausgegeben. 2006 wurde er mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet. 2010 erschien seine Biografie „Das brennende Klavier. Der Musiker Wolfgang Dauner“ bei der Edition Nautilus. Heute lebt und arbeitet er als freier Autor in Stuttgart.
Rezensionen:
… fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker, heißt es in der Werbung immer so schön. Doch sind die Männer, die „unermüdlich im Dienst an der Gesundheit“ arbeiten, tatsächlich so große Menschenfreunde?
Wolfgang Schorlau geht dieser Frage nach schickt seinen Stuttgarter Privatermittler und ehemaligen Fahnder vom Bundeskriminalamt in diesem Pharmakrimi auf eine heiße Spur, die nicht nur sein eigenes Leben bedroht.
Gerade erst zurück aus New York von einem dreiwöchigen FBI-Seminar, wartet bereits ein neuer Fall auf Georg Dengler. Eigentlich hat er keine rechte Lust, doch sein Konto ist mal wieder leer gefegt und so muß er wohl oder übel nach Berlin fliegen, obwohl er viel lieber zärtliche Stunden mit seiner Freundin Olga verbracht hätte.
Sein neuer Fall: das Heranschaffen von Beweismitteln zur Verteidigung eines Kinderschänders und Mörders. Prof. Dr. Bernhard Voss, renommierter Forscher an der Berliner Charite, soll ein neunjähriges Mädchen vergewaltigt und anschließend getötet haben. Die Beweislast ist erdrückend und so wandert der Familienvater ins Gefängnis.
Doch schon bald wachsen Zweifel: Soll der renommierte Mediziner aus dem Verkehr gezogen werden?
In einer Art Nebenhandlung klärt der ambitionierte Stuttgarter Autor über die unseligen Machenschaften der Pharmaindustrie auf. Mediziner werden als willige Helfershelfer mächtiger Wirtschaftsbosse dargestellt. In einem Sumpf aus Korruption und Profitgier wird mit manipulierten Studien und präparierten Hilfsmitteln das Verordnungsverhalten der Ärzte beeinflusst. Unikliniken verkaufen ihre Forschung unter Wert an die Industrie. Statt an neuen Medikamenten zu forschen, werden nur Abwandlungen der immer gleichen Medikamente verkauft, um „Gewinnspannen, wie im Drogenhandel“ zu erzielen.
Einigermaßen beruhigend war für mich allein die Tatsache, daß Voss wesentlich menschlicher und sympathischer dargestellt wird als Assmuss.
Wolfgang Schorlau, der 2006 mit dem Deutschen Krimipreis ausgezeichnet wurde, hat es sich zur Aufgabe gemacht, brisante gesellschaftspolitische Themen anzuschneiden und daraus eine spannende Kriminalgeschichte zu stricken. Das ist ihm im vorliegenden sechsten Fall für den Stuttgarter Privatermittler Georg Dengler hervorragend gelungen. Aufgrund der sorgfältigen Recherche im Vorfeld wirkt die Handlung ebenso erschreckend, wie realistisch. Kurze Kapitel und rasche Wechsel zu parallel verlaufenden Handlungssträngen sorgen schnell für Spannung. Kluge Schachzüge und ungeahnte Wendungen vermögen den Spannungsbogen bis zum Schluss zu halten.
Doch auch für vergnügliche Augenblicke ist gesorgt, wenn zum Beispiel Denglers nervige Ex-Frau anruft und ohne Punkt und Komma auf ihren Exmann einredet.
Die Personen sind bis zum Nebendarsteller so plastisch beschrieben, daß man sich als Leser leicht mit ihnen identifizieren kann. So verwandelt sich Hauptkommissarin Finn Kommareck, alias „Kommissarin Gnadenlos“, durch persönliche Betroffenheit von der toughen Ermittlerin mit eigenwilligem Vornamen und einer untrüglichen Intuition zum willigen Opfer im Spiel ums große Geld.
„Die letzte Flucht“ ist ein gesellschaftspolitisch ambitionierter Top-Krimi, der zur Pflichtlektüre für Medizinstudenten werden sollte und bei dem Dengler-Kenner auf ein freudiges Wiedersehen mit guten alten Freunden hoffen dürfen.
geschrieben von: Dr. Ursula Kempf
und
Zum Inhalt:
Ein kleines Mädchen ist tot. Unter Verdacht steht der renommierte Arzt Doktor Voß. Die Beweise scheinen eindeutig und Voß als Täter festzustehen. Doch sein Anwalt und guter Freund will unbedingt seine Unschuld beweisen und engagiert den Privatermittler Georg Dengler. Dieser soll ihm bei der Beweissuche zur Seite stehen und helfen Voß‘ Unschuld zu beweisen. Doch das gestaltet sich angesichts der scheinbar wasserdichten Beweise schier unmöglich. Als zweiter Erzählstrang wird die Geschichte von Assmuss erzählt, der ein hochrangiger Manager eines Pharmakonzerns ist. Er wird entführt und über seine Arbeitsweise ausgefragt. Doch die Frage von wem und aus welchem Grund bleibt zunächst offen. Kurzzeitig kommt auch noch Denglers Sohn mit ins Spiel, der sich aktiv gegen Stuttgart 21 einsetzt und am so genannten „Schwarzen Donnerstag“ mit im Stuttgarter Schlossgarten ist. Doch Denglers Hauptaufgabe bleibt die Beweissuche für Voß‘ Unschuld und dabei werden ihm auch von außen große Steine in den Weg gelegt.
Meine Meinung:
Abgesehen von einem Kurzkrimi ist „Die letzte Flucht“ das erste Buch, das ich von Wolfgang Schorlau gelesen habe. Ich hatte zunächst etwas Schwierigkeiten mich in das Buch einzufinden, aber als es mich dann gepackt hatte, konnte ich kaum mehr zu lesen aufhören.
Zunächst einmal sehr gut gefallen, haben mir die recht kurzen Kapitel. Sie ermöglichen es, dass man auch einfach nur kurz in das Buch hineinlesen kann und immer eine geeignete Stelle zum Unterbrechen findet.
Die einzelnen Handlungsstränge finde ich auch ganz klasse und natürlich schafft es Schorlau immer wieder wahnsinnige Spannung aufzubauen, wenn er einen Handlungsstrang gerade an der Stelle unterbricht, an der man unbedingt weiter lesen möchte.
Für mich war das Thema der Pharmaindustrie ein ganz neues und ich finde Schorlau schafft hier die perfekte Mischung zwischen Aufklärung und Spannung. Was man hier als Leser erfährt ist wahnsinnig schockierend und eigentlich möchte ich nie wieder krank werden, wenn ich so etwas weiß. Für einige scheint dieses Thema ja schon ein sehr bekanntes zu sein, aber für mich war das wirklich grundlegend neues Land und somit habe ich durch „Die letzte Flucht“ auch viel dazu gelernt und erfahren. Im Nachwort beschreibt Schorlau ganz genau wie er auf die einzelnen Dinge gekommen ist und belegt sie auch anhand von Texten oder Gesprächen mit z.B. hochrangigen Managern aus zwei konkurrierenden Pharmakonzernen. Als Leser merkt man so, dass sich Schorlau die schockierenden Fakten keineswegs aus der Nase gezogen hat, sondern diese zu meinem großen Entsetzen alle der Wahrheit entsprechen. Wer sich also mal ein bisschen über die Machenschaften der Pharmaindustrie informieren möchte, für den ist dieser Krimi genau das Richtige.
Neben dem Thema der Pharmaindustrie war für mich als Stuttgarterin natürlich das Thema Stuttgart 21 hoch interessant. Wer jetzt Angst hat und denkt, dass ist ein Buch, dass die ganze Zeit gegen Stuttgart 21 stänkert, dem kann ich versichern, dass dem nicht so ist. Ich weiß zwar, dass der Autor Gegner von Stuttgart 21 ist, allerdings merkt man das nicht die ganze Zeit. Der Privatermittler Georg Dengler steht dem Demonstrieren gegen Stuttgart 21 nämlich erstmal sehr skeptisch gegenüber und weiß eigentlich gar nicht so genau, was alle für ein Problem mit dem Tiefbahnhof haben. Erst nachdem er den „Schwarzen Donnerstag“ im Stuttgarter Schlossgarten und die anschließenden Interviews von Herrn Mappus und Co. mitbekommt, bildet er sich so langsam eine Meinung zu dem ganzen Geschehen. Ich finde Schorlau schafft es gut, dass Thema Stuttgart 21 umzusetzen. Natürlich fehlt im stellenweise eine gewisse Distanz, da er eben selbst ein Gegner dieses Bahnprojekts ist, allerdings finde ich das nicht weiter schlimm, da er es vielleicht genau deswegen versteht, die Dinge detailliert und wahrheitsgemäß wiederzugeben.
Neben diesen beiden Themen kommt aber auch die spannenden Kriminalgeschichte nicht zu kurz. Auch hier hat es der Autor mal wieder geschafft, mich bis zum Ende miträtseln und trotzdem nicht auf die Lösung kommen zu lassen. Nachdem der Fall dann gelöst war, war ich schon ein bisschen geschockt, finde aber Schorlau hat das klasse gemacht und es geschafft das Thema der Pharmaindustrie, was zunächst nur so nebenher lief, mit in den Kriminalfall einzubauen.
Das Ende ist sehr passend gewählt und enthält auch wieder einige Fakten, zum Beispiel zum Thema Stuttgart 21. Auch eine gewisse Tragik ist zum Schluss mit vorhanden, finde ich jedoch, dass genau das der Geschichte noch mehr Authentizität verleiht und gut zu ihrem Verlauf passt.
Der Schreibstil Schorlaus hat mir am Anfang kurz etwas zu schaffen gemacht, ist aber schon nach kurzer Zeit angenehm zu lesen. Allerdings würde ich sagen, ist „Die letzte Flucht“ ein Buch, dass nur von Leuten gelesen werden sollte, die sich auch ein Stückweit für Politik interessieren, denn sonst könnte es schnell sehr langweilig werden. Ich bin zwar selbst niemand der jetzt eine wahnsinnige Ahnung von Politik hat, aber mit den beiden Hauptthemen in „Die letzte Flucht“ hat Schorlau genau mein Interesse getroffen.
Fazit:
Ein sehr lesenswerter Krimi, der es schafft, denn Leser zu fesseln und zu schockieren und vorallem auch zu informieren. Schorlaus Recherchen sind einmalig gut und sollten von jedem gelesen werden!
geschrieben von: Caro 1893